Max Uthoff
Interview nach der Show im Juni 2015
Im Juni trat Max Uthoff mit seinem aktuellen Programm "Gegendarstellung" vor komplett ausverkauftem Saal in der DISTEL auf. Er war so nett, uns nach der Show noch ein paar Fragen zu beantworten.
Wie kam es, dass Sie Kabarettist wurden?
Ich bin im Theater aufgewachsen. Erste Bühnenerfahrungen sammelte ich im Münchner Rationaltheater, das meine Eltern in den 60ern gegründet hatten. Ich habe da schon als Kind mitgearbeitet, meinen Vater auf der Bühne beobachtet und bin als Siebzehnjähriger auch schon selbst aufgetreten. Ich habe dann aber Jura studiert; als Jugendlicher will man ja erst einmal etwas ganz anderes machen als seine Eltern. Ich habe dann aber gemerkt, das ist nichts für mich. Dann entschloss ich mich, Kabarettist zu werden.
Auf Ihrer Webseite sieht man Sie mit Megaphon: Aus welcher Erfahrung kommt Ihr Humor: Witzelust, Resignation, Wut ...?
Das Megaphon steht für das Programm „Gegendarstellung“, das sich mit den Mainstream-Medien auseinandersetzt. Ich will ich unterhalten. Aber ich muss nicht andauernd auf die Pointentrommel schlagen. Als Kabarettist kann man sich auch nur dem Zynismus hingeben; bei mir ist aber oft eine gehörige Portion Wut dabei.
Denken Sie, Satire und Kabarett dienen uns heutzutage als eine Art Alibi?
Sie meinen, wie Volker Pipsers, der zum Publikum sagt, sie sollen sich die Kabarett-Tickets aufheben, es könnte ja mal anders kommen und dann wäre das ein Beleg für Widerstand. Also ich denke z.B. nicht, dass „Die Anstalt“ als Alibi dient. Das ZDF steht auch voll hinter uns, auch wenn in den höheren Etagen des ZDFs nicht unsere Meinungen vertreten sind. Es gibt keine Zensur. Wir haben völlige Freiheit, die wir uns auch nicht nehmen lassen würden. Unser Redakteur muss unsere Sendung auch immer wieder mal im Fernsehrat verteidigen. Die Chefs des ZDFs sind klug genug, zu wissen, dass es Teil einer repräsentativen Demokratie ist, auch mal einer anderen Meinung eine Bühne zu geben. Ich denke nicht, dass wir das Feigenblatt fürs ZDF sind. Es gibt noch andere Sendungen, wie z.B. Monitor, für die das dann auch gälte. Es sagt ja auch keiner, Jacob Augstein wäre das Alibi für den Spiegel oder Dietmar Daht, der Kommunist ist und für die FAZ schreibt, wäre ein Feigenblatt dieser Zeitung.
Vorher zu verhandeln, wie das Produkt aussieht, das ist nicht Kunst.
Gibt es fürs Kabarett Tabus?
Nein, keine. Nur wenn jemand am Boden liegt, dann sollte man nicht drauf hauen. Aber die Politiker, die haben oft so viel veranstaltet, da muss man nicht vorsichtig sein, da nehme ich mir die Freiheit, da noch einmal ein Gag zu setzen.
Wie entsteht „Die Anstalt“? Worauf beruht Ihrer Meinung der Erfolg der Sendung?
Dass unsere Sendung so gut ankommt, freut uns sehr. Der Spaß, den wir beim Zusammenstellen der Sendung haben, überträgt sich offensichtlich aufs Publikum. Und wir behandeln bestimmte Themen nicht so, wie man es aus den Mainstream-Medien hört. Das kommt vermutlich gut an, das interessiert.
Jede Sendung steht unter einem Thema, das wir dann mit Gastkabarettisten - also im Ensemble - szenisch gestalten. Für Einzelauftritte bleibt eigentlich insgesamt nur ca. 20 Minuten Zeit. Da kann dann auch mal etwas gebracht werden, was thematisch anders liegt. Sonst bleiben wir beim Thema. Das scheint dem Publikum sehr gut zu gefallen.
Wie viel Zeit bleibt für die Solo-Arbeit und für das Schreiben und für die Auftritte?
Ich habe immer wieder auch Auftritte mit meinem Soloprogramm. Auch in die DISTEL werde ich wieder kommen.
Sie erhalten ja sicher sehr viel Zuschauer-Zuschriften und Facebook-Kommentare: Wo liegt der empfindlichste Nerv des Publikums? Beeinflussen Rückmeldungen die Ideen für neue Sendungen?
Ja, wir bekommen viele Besuchermeldungen. Sehr viel Zustimmung, aber auch Kritik. Bei einer Sendung war das Publikum gespalten wie sonst nie. Das war unsere Sendung zum Feminismus. Da hatten wir schon nach wenigen Sekunden viele kritische Twitter- und Facebook-Posts. Das waren fast ausschließlich Männer. Die Zustimmung kam von Frauen.
Bei dieser Sendung ist Claus von Wagner und mir übrigens aufgefallen, dass auch wir privat ebenfalls nach der typischen familiären Arbeitsteilung leben, wie wir das auf der Bühne angeprangert haben. Also haben wir uns entschlossen, unsere ganz persönliche Situation auch zu thematisieren. Manche Männer empfanden das als befremdlich.
Welche Nachrichtenquellen würden Sie Ihrem Publikum empfehlen?
Nachdenkseiten.de, Der Freitag, telepolis.de, denkfunk.de, hintergund.de, Die Blätter für Gesellschaft und Politik - das alles außerhalb des Mainstream.
© Michel Neumeister