02.05.2018

Das Kremlmonster

Folge 08

Seit 18 Jahren kremlt er als „Väterchen Frust“ die Welt um: Russlands Endlospräsident WLADIMIR PUTIN mit dem Sternzeichen Kleiner Bär ist ein Meter geballtes Testosteron. Daher nehmen wir den sympathischen Demokraten unter die Lupe. 

Autor: TILMAN LUCKE & MARTIN VALENSKE

Die Russen wählen ja gern. In der letzten Zeit hatten sie überall mitgewählt: in den USA, in Frankreich, in Deutschland... Und kürzlich wählten sie zur Abwechslung mal bei sich zu Hause. Monatelang liefen im ganzen Land die Kulis hinter den Kulissen heiß, und so mancher Wahlhelfer machte nach Putins Wahlsieg noch drei Kreuze.

Ein kleiner Makel liegt allerdings auf dem Sieg: Lediglich 67 Prozent der Wahlberechtigten hielten sich an Putins Vorgabe einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent. Einige andere Souveräne hatten weitaus souveräner gesiegt: Weißrusslands Lukaschenko ließ beispielsweise laut eigener Aussage das Ergebnis einer Präsidentschaftswahl nach unten fälschen, weil ihm 93 Prozent zu unglaubwürdig erschienen. „Für Europa“ gab er (mit) 86 Prozent an. Und Ex-Irak-Chef Saddam gönnte sich bei seiner letzten Wiederwahl 2002 punktgenau 100 Prozent der Stimmen bei exakt 100 Prozent Wahlbeteiligung. Die Amtszeit machte er allerdings nicht voll – anders als seine Hosen.

An diesem Montag beginnt nun also Putins vierte Amtszeit. Wo bitte schön kann jemand viermal konkurrenzlos gewählt werden und alternativlos regieren? Zugegeben, wir kennen diese Situation: Die Russen haben Putin, aber wir Deutsche haben die Patin! Und beide haben in der DDR gelernt. Als KGB-Agent lebte Putin fünf Jahre in Dresden und lernte dort Deutsch. Er ist also der einzige, der jemals in Dresden Deutsch gelernt hat.

Putins nächste Termine: die Vereidigung am 7. Mai, ein Auftritt bei der Fußball-WM im Juni (als Flitzer), Teilnahme an der amerikanischen Kongresswahl im November, dazwischen Gift-Aways in England verteilen und dafür sorgen, dass der syrische Bürgerkrieg nicht ausgeht. Vielleicht kauft er sich mal wieder Olympische Spiele oder redigiert Staatsgrenzen. Dann wäre Polen offen – mal von hinten. Innenpolitisch steht Putin jedenfalls keiner im Weg, selbst seine Gegenkandidaten bei der Wahl waren nur Ja-Sager (beziehungsweise auf Russisch Da-Sager). Eine sehr praktische Staatsform, so ein Dadaismus.

 

Tilman Lucke & Martin Valenske sind gemeinsam zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night", "Zwei Päpste für ein Halleluja"; Tilman Lucke in seinem Soloprogramm "Ich bin das Volk" und Martin Valenske außerdem in "Wir haben genug".