02.07.2018

Der letzte Zweikampf: Seehofer vs. Merkel kämpfen im Traumfinale von Berlin

Folge 14

»aus, aus, raus, das Spiel ist aus!«: Erst fliegt Messi, dann Ronaldo und jetzt noch Seehofer? Schland steht am Abgrund. Die Flüchtlinge sind da schon ein Stück weiter. Lesen Sie hier, wie Seehofer gegen »Team Angela« verloren hat.

Autor: MARTIN VALENSKE

Was für ein dramatisches Spiel: Kein vorsichtiges Abtasten, sondern stürmisches Angriffsspiel von der ersten Minute an, unterbrochen nur von gelegentlichen Kontern. Taktisch war das Vorgehen jedoch unüberlegt und das häufige Foulspiel irritierte zuweilen auch die eigenen Fans. Das Dream-Team der CSU (für Deutschland eher eine Alptraummannschaft) hat trotz viel Engagement verdient gegen »Team Mutti« verloren. Merkel war zwar lange in der Defensive, ist aber dennoch von Anfang an mit der richtigen Einstellung in das Spiel gegangen (O-Ton: »Wir schaffen das!«).

Hort Seehofer, dem Rekordnationalstümper der CSU mit der hart erarbeiteten Rückennummer »08/15«, sieht man das hohe Alter mittlerweile auch deutlich an. Sein Rücktritt aus der Regierungsmannschaft wäre die einzig mögliche Konsequenz. Zumal sich hartnäckig Gerüchte halten, er wäre die gesamte Spielzeit über mit Weißbier gedopt gewesen. Hoffen wir also, dass sich Seehofers oft angedrohter»nationale Alleingang« als einsamer Rücktritt entpuppt.

Abseits aller Fußballmetaphern muss jedoch konstatieren werden: Der Asylstreit kennt nur Verlierer. Und seit eine Umfrage ergab, dass die Deutschen in der Asylpolitik mehrheitlich hinter Merkel stehen, ist Seehofer noch nicht einmal »Sieger der Herzen«.

Was wird jetzt aus ihm, sollte er zurücktreten? Alternde Fußballspieler lassen ihre Karrieren oft in den USA ausklingen. Dass unser bayerischer Grenzgänger zu Trump geht, ist jedoch ausgeschlossen. Schließlich gibt es immer noch ein Exportverbot für Dumm-Dumm-Geschosse. Oder gibt es in seinem Fall den Rückzieher vom Rücktritt? Dobrindt will Seehofer unbedingt behalten. Klar, wenn Seehofer weg ist, wer soll dem kleinen Alexander dann die Schuhe binden? Außerdem empfindet es die CSU als Zumutung, Seehofer wegen des Asylstreits zu verlieren. Migranten dürfen einem strammen Deutschen nicht den Job kosten!

Dass Angela Merkel im Endeffekt so gut abgeschnitten hat, überrascht hingegen. Denn während Seehofer seinen »Masterplan Migration« wochenlang geheim hielt, hat Merkel ihre Taktik von Anfang an lauthals herausposaunt. Sie wollte über Bande spielen und in Brüssel eine Einigung erzielen. Oft verspottet als »Quadratur der Raute«, ist ihr Plan doch aufgegangen. Jetzt reden alle nur noch vom »Wunder von Brüssel«, das folgendermaßen aussieht: Um Europa Flüchtlinge vom Hals zu halten, wirft man Erdogan noch mehr Geld in den Rachen. (Deshalb haben so viele Türken in Deutschland Erdogan gewählt. Sie haben das viele EU-Geld für ihn als Wahlempfehlung verstanden.) Die Flüchtlinge sollen schon in Afrika einkaserniert werden und vegetieren dort unter Bedingungen, die wir in Europa nicht einmal für Legehennen akzeptieren. Und zu guter Letzt haben sich verschiedene Mitgliedsländer, u.a. Spanien und Griechenland dazu bereit erklärt, bei ihnen registrierte Flüchtlinge zurückzunehmen. Das von Deutschland, aber auch speziell von Merkel so geschundene Griechenland rettet nun ihr politisches Überleben. Auch in Athen leidet man also am Stockholm-Syndrom.

Wer sich natürlich geweigert hat, Flüchtlinge auf- oder zurückzunehmen, sind Polen und Ungarn. Dabei müssen doch gerade diese Länder für eine europäische Lösung mit ins Boot geholt werden. Daher unser Vorschlag: Europa nimmt all die Flüchtlinge auf, die Polen und Ungarn nicht haben wollen. Und im Gegenzug schicken wir ihnen all unsere Nazis. Eine klassische Win-Win-Situation. Das sollte Frau Merkel bei nächsten EU-Gipfel vorschlagen. Denn im Leben ist es wie im Fußball: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das Runde muss ins Eckige und die CSU nervt mehr als 90 Minuten.

Martin Valenske ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night" und in "Wir haben genug".