02.08.2018

Keine Nazis nirgendwo. Das Wochenschau-Spezial zur AfD. Teil 1

Folge 18

Der Untergang des Abendlandes wurde bis zum Herbst vertagt, denn es ist Sommerpause. Eine Gelegenheit, das Personal der AfD im Bundestag und darüber hinaus zu rezensieren.

Autor: MARTIN VALENSKE

Grummeliger alter Opa und junge hübsche Frau. Wenn man Pech hat, hockt man im Kino und erträgt die neueste französische Sommerkomödie; wenn man viel Pech hat, hockt man im Bundestag und erträgt Alexander Gauland und Alice Weidel, das aktuelle Führerduo der AfD. Die beiden sind wahre Experten für das Bauchgefühl des Volkes, daher auch ihre Spitznamen »Gammelfleisch und Magensäure«. Zwar ist Gauland nach seiner umstrittenen Vogelschiss-Äußerung erst einmal baden gegangen, trotzdem gibt er den Menschen Hoffnung! Denn er beweist: Es gibt ein Leben nach dem Tod. Noch mehr Hoffnung macht aber Alice Weidel, eine Art Erika Steinbach in Frischhaltefolie. Sie zeigt, dass die Gleichstellung von Mann und Frau erreicht wurde. Früher brauchten Frauen für den Erfolg - anders als Männer - Soft-Skills wie Empathie, sympathisches Auftreten oder Sachkenntnis. Bei der AfD gilt jedoch für Männer wie für Frauen: Ein schlechter Mensch zu sein reicht völlig aus. Mehr Gleichberechtigung geht nicht.

Auch die übrigen Bundestagsabgeordneten sind eine wahre Freude. Für Satiriker. Da wäre z.B. Sebastian Münzenmaier. Mit dem zieht die AfD alle Register - vor allem sein Vorstrafenregister: Dieser Typ wurde wegen eines Hooligan-Angriffs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Und jetzt ist er Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Tourismus. Wenn der oberste Tourismusbeauftragte ein rechtsradikaler Hooligan ist, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Willkommenskultur. In Zukunft erleben Touristen in Dresden z.B. nicht mehr das »BlauenWunders«, sondern ihr »Blaues Auge«, Reiseführer beinhalten ab sofort die Rubrik »Deutschlands schönste Notaufnahmen«, und Gäste aus Israel nächtigen ab sofort nur noch in Hotels mit 1 Stern.

Damit ist der Talentepool der AfD aber noch lange nicht erschöpft. Da wäre z.B. auf einer der rechten Seiten der Partei Bernd Höcke. Wenn der Thüringische AfD-Chef nicht gerade mit ein paar Loosern durch Erfurt marodiert, provoziert er mit Äußerungen im Stil von Joseph Goebbels. Wobei man bei AfD-Politikern nur ungerne von Stil redet. »Christentum und Judentum stellen einen Antagonismus dar. Darum kann ich mit dem Begriff des christlich-jüdischen Abendlandes nichts anfangen.« Oder, genau so schön: »Wir müssen unsere Männlichkeit wieder entdecken. Denn nur, wenn wir unsere Männlichkeit wieder entdecken, werden wir mannhaft.« Ein interessantes Zitat von jemandem, der aussieht wie Hitlers linkes Ei. Jede seiner Reden strotzt vor rassistischen, chauvinistischen oder völkisch-reaktionären Äußerungen. Gezielte Provokation oder ADHS? Und das schlimmste ist: Höcke ist von Beruf Geschichtslehrer! Warum der Geschichtslehrer geworden ist, ist bekannt? Weil man ihn an der Kunsthochschule nicht angenommen hat. Fraglich nur, wie man sich seinen Geschichtsunterricht vorstellen muss: »1492, von Rostock aus startet der Germane Christoph Columbus in die neue Welt und sucht den Seeweg nach Bayern. Dabei entdeckt er zufällig Amerika und bringt ihnen die Kartoffel.«

Sollten Höcke und seine Parteifreunde in Deutschland weiter an Macht gewinnen, gibt es nur einen Gewinner: Guido Knopp, der dieses Mal nicht als Historiker, sondern als Zeitzeuge dabei wäre: Guido Knopp präsentiert: Höckes Kinder, Höckes Hunde, Höckes Frauen (Beatrix von Storch berichtet: »Ich musste Björn zu ihm sagen.«).

In Anbetracht dieses hervorragenden Personals erscheint uns ein Vorschlag des saarländischen AfD-Mitglieds Hans-Joachim Klein als durchaus unterstützenswert. Er hatte schon im November 2017 einen Intelligenztests für Neumitglieder gefordert! Aber wie es sich für rechte Politiker gehört, fordert er da wohl sicherlich eher eine Obergrenze.

 

Martin Valenske ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night
und in
"Wir haben genug".