28.04.2020
No. 105
Suizid im Champagnerbad
#corona #wirtschaftskrise #wirbleibenzuhause #saudiarabien #oelpreis
Während deutsche Künstler*innen in der Krise lautstark um Hilfe bitten, vergießen andere wirtschaftlich Notleidende stille Tränen und bleiben ungehört. So muss der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman wegen des Einbruchs der Ölpreise etwa seinen Zwölftwohnsitz verkaufen, gleiches droht dem Gouverneur von Riad, Prinz Faisal bin Bandar bin Pleite.
König Salman geht es zwar noch etwas besser, dafür verläuft sich das senile Staatsoberhaupt aber ständig in seinem Palast. So macht #WirbleibenzuHause keinen Spaß. Um die ökonomische Krise abzufedern, wurden in Saudi-Arabien jetzt folgende Sparmaßnahmen ergriffen:
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Die zur Steinigung verwendeten Diamanten müssen ab sofort wiederverwendet werden. Menschenrechtler*innen kritisieren diese Maßnahme und sprechen von unhaltbaren hygienischen Zuständen.
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Zahnersatz besteht ab sofort nur noch aus handelsüblichem Gold (24-Karat), Füllungen aus Platin werden verboten.
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Einsparungen gibt es auch beim Personal der Königsfamilie: 30% der Eunuchen bekommen ihr Ei wieder und werden entlassen.
Kurzum, die Krise trifft nun auch die gehobene Mittelschicht. Viele Angehörige der saudischen Königsfamilie fühlen sich daher nur noch wie herkömmliche Milliardäre. Das wiederum führt bekanntlich zu Depressionen und Suizidversuchen im Champagnerbad.
Laut FAZ können die saudischen Finanzreserven von 500 Milliarden Dollar die Einnahmeverluste kurzzeitig ausgleichen, doch wie schnell ist so eine Milliarde mal weg? Hier ein kleiner Krieg im Jemen, dort eine neue Millionenstadt, da mal eine Kugel Eis. Da kommt schon was zusammen. Vor genau dieser Situation hatten Ökonom*innen auch lange gewarnt und vermutet, Saudi-Arabiens Wirtschaft sei auf Sand gebaut.
Abnehmer für sein Öl findet Saudi-Arabien derzeit auch kaum noch. Sogar McDonalds hat abgewiegelt. Man könne nicht noch mehr Rohöl für die Fritten verwenden. Um sich neue Märkte zu erschließen, produziert Saudi-Arabien jetzt Tutorials auf YouTube: »Ölmalerei für Kinder.« Laut einem Experten der Kunstakademie Mekka verbraucht das Motiv »10 Burkas bei Nacht« am meisten Öl.
Neben den ökonomischen Folgen leidet natürlich auch wie überall die Gesundheit der Menschen unter dem Virus. In Saudi-Arabien grassiert es vor allem unter ausländischen Arbeiter*innen. Die kann man aber nicht einfach so ausweisen. Wer soll dort sonst die Arbeit erledigen? Einheimische? Eher motiviert man deutsche Abiturient*innen zum Spargel stechen.
Obwohl Saudi-Arabien also mit am schlimmsten unter der Krise leidet, unterscheiden sich die Nöte der Menschen nicht von denen in anderen Ländern. Der Pressesprecher der »Bundesvereinigung saudi-arabischer Flaschengeister«, bin Dschinn sagte, die häufigsten drei Wünsche der letzten Monate seien Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Toilettenpapier.
Text: Martin Valenske