06.07.2020

No. 115

Halbjahresrückblick 2020

Teil A

 

Das Jahr 2020: Januar, Februar, Corona. So viel wissen wir jetzt schon. Was aber geschah sonst noch unbemerkt? Der Halbjahresrückblick der Quartalsirren weiß es. Teil 1: Januar. Kurz regiert, Trump bombardiert, und Harry emigriert.

 

1. Januar: Der bis dahin größte Aufreger des Jahres: Die Bonpflicht tritt in Kraft. Kritiker sagen, das zweitgrößte Bürokratiemonster seit der Bonn-Pflicht (seit 1949 in Kraft). Peter Altmaier kritisiert den von ihm mit eingeführten „Kassenzettelwahnsinn“ und fordert eine Abstandsregel von tausend Metern zwischen dem Kunden und seinem Bon. Die Debatte endet allerdings – wie die Bons selber – auf der Kippe.

4. Januar: Um die Krise mit Iran zu eskalieren, droht Donald Trump dem Land die Zerstörung von 52 Kulturstätten an. (Die Geburtsstunde des Hashtags #Kulturerhalten.) Die iranische Führung ist irritiert: Donald Trump kennt Kulturstätten? Starbucks kündigt für den Fall einer Immobilien-Luftsanierung die Eröffnung 52 neuer Filialen in Iran an.

7. Januar: In Wien regiert die erste schwarz-grüne Regierung Europas unter Sebastian Kurz. (Wir Deutsche hingegen bekommen Schwarz-Grün erst zehn Monate nach der nächsten Bundestagswahl.) Die drei wichtigsten Punkte im Wiener Koalitionsvertrag: Urlaubsverbot auf Ibiza, kein Koks unter der Woche, und der Bundeskanzler darf bis zur Wiederholung des Sandmännchens aufbleiben. In Österreich sagt man übrigens nicht Vereidigung, sondern Angelobung. Im Gegensatz zu Deutschland, hier heißt es immer Angelabung.

7. Januar: Ikea zahlt 41 Millionen Euro Entschädigung an ein Elternpaar, dessen Kind von einer (dr)auffallenden Kommode zerquetscht worden war. Wo? In den USA natürlich. Dort setzt sich inzwischen der Verein „Parents against tip-overs“ ehrenamtlich dafür ein, dass Kommoden, Schränke und Regale nicht mehr auf Kinder fallen dürfen. Da ist wohl nicht nur eine Schraube locker. Das in Rede stehende – oder nicht mehr stehende – Modell heißt übrigens „Malm“.

8. Januar: Harry und Meghan, die erst vor zwei Jahren die Vorzüge einer von Hunderten Millionen Menschen verfolgten Hochzeit genossen hatten (#justHarried), ziehen sich ins Privatleben zurück. Prinz Harry arbeitet fortan als Aussteiger und besitzt nur noch drei Dinge: eine Frau, ein Kind und eine Nazi-Uniform.

13. Januar: Trotz einer stramm rechten Bevölkerung, die zur Hälfte aus irren Protestanten und zur anderen Hälfte aus durchgeknallten Katholiken besteht, tritt in Nordirland die Legalisierung der Ehe für alle in Kraft. Eine vergessene Bestimmung gibt nämlich dem Londoner Unterhaus das Recht, Gesetze für Nordirland zu verabschieden, falls das dortige Parlament durch politische Blockade selbst nicht tätig werden kann. Mitten im Brexit-Chaos hatte das Unterhaus im Juli 2019 unbemerkt ein solches Gesetz zur Einführung der Ehe für alle beschlossen, und erst einen Tag nach Ende der Frist schaffte es das Parlament in Belfast, wieder zusammenzutreten. Chaos in London, Untätigkeit in Belfast – es war nicht alles schlecht!

22. Januar: Eine japanische Firma bietet Beerdigungen für Sexpuppen an. Nicht nur diese, sondern auch etwa 800 Euro landen dabei im Yen-Seits. Bereits vorprogrammiert ist der berüchtigte Pfarrersatz: „Sie ist jetzt an einem besseren Ort.“ Ein weiteres Event soll die Beerdigungen attraktiv machen: Sargnageln. Motto: „Trauerfeiern bis in die Puppen!“

28. Januar: Prinz Charles, der für die Umwelt stets mindestens ein sehr offenes Ohr hat, hält im 200 Kilometer entfernten Cambridge eine Rede zum Klimaschutz. Und weil weder die Erde noch er viel Zeit dafür haben, greist der 71-Jährige mit dem Hubschrauber an. (Nein, nicht im Dumbo-Jet!) Über den Zuschauern dreht er anschließend noch eine Ohrenrunde. Der bestbezahlte Arbeitslose der Welt lässt auf die Kritik anderer Klimaschützer antworten: „Sobald es einen nachhaltigeren Weg gibt, diese Reisen zurückzulegen, ist er der Erste, der sie nutzt.“ Kleiner Exkurs: Wie heißt die Lieblingsschauspielerin von Prinz Charles? – Sophia Ohrén. Oder war’s Vanessa Parabol

30. Januar: Klarer Fall von Altersdiskriminierung: Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie hebt der Bundestag die Immunität des armen Alexander Gauland auf. Fortsetzung folgt.

 Text: Tilman Lucke