05.01.2021

No. 142

2020 – der gereimte Jahresrückblick

Eine Fledermaus bekommt einen folgenreichen Schnupfen; Guttenberg hat einen neuen Doktortitel, während Franziska Giffey einen sucht; Meuthen stutzt der AfD den Flügel; und Gorleben landet endgültig unter der Erde. Wie so manches andere im Katastrophenjahr 2020. Zwölf Monate Stillstand im Schnelldurchlauf.

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Zweitausendzwanzig haben wir nun überstanden,
doch wir sind mutig, und wir sehn noch mal zurück:
Da kam die Würde manches Mal sehr schnell abhanden.
Mal hat man Pech, und mal ham andre einfach Glück.
Erst ließ der Januar die Briten das beenden,
was sie Jahrzehnte waren ohne viel Elan,
der Bundestag versagte als Organ beim Spenden,
und eine Fledermaus bringt Schnupfen nach Wuhan.

Im Monat Februar erlebte Trump ’nen riesigen Verriss,
während Friedrich Merz mal wieder kandidiert.
Und auf See zwang die Hygiene
manches Schiff in Quarantäne,
auch Herr Kemmerich war ziemlich isoliert.

Im Märzen kroch die ganze Welt auf allen Viren:
Erst überschlug sich alles, dann stand alles still.
Man sollte zunehmend Kontakte minimieren,
auch im April, doch keiner rief: „April, April!“
Im Mai bezogen Schlachtereien heftig Prügel,
weil manches Schwein zu viel Aerosole barg.
Parteichef Meuthen stutzt der AfD den Flügel,
und Christo liegt nun – gut verhüllt – in seinem Sarg.

Im Juni reiste Philipp Amthor plötzlich sehr luxuriös,
und das, auch wenn man zurzeit nicht reisen soll.
Wo das ganze Geld von Wire-
card ist, weiß der Pleitegeier,
auch die Lufthansa bewegt sich unterm Soll.

Im Juli trat Hans-Jochen Vogel von der Bühne,
und auch Herr Sarrazin verließ die SPD,
und Recep Erdoğan enttäuscht mit viel Routine
und macht die Hagia Sophia zur Moschee.
Wenn Lukaschenko nicht die Wahl gewinnt, dann bockt er.
Wie im August gesehen, ärgert ihn das sehr.
Karl-Theo Guttenberg ist endlich wieder Doktor,
jedoch Frau Giffey braucht den Titel etwas mehr.

Und im September kommt aus Afrika auch noch die Schweinepest,
aber Laschet stammt von Karl dem Großen ab.
Friedrich Merz mag keine Schwulen
und Corona keine Schulen,
und das Endlager in Gorleben macht schlapp.

Wir feiern im Oktober dreißig Jahre Einheit,
der BER ist schon von Anfang an dabei.
Das neue Wahlgesetz ist wohl in mancher Feinheit
schon geistig mittendrin im Lockdown Nummer zwei.
Und ausgerechnet der November bringt das Impfen,
obwohl die deutsche Abwehr nicht so funktioniert.
Und Donald Trump muss nach der Wahl nicht lange schimpfen:
Bald hat ihn sich die Menschheit gänzlich auskuriert.

In Sachsen-Anhalt geizt man im Dezember mit der ARD,
und Jan Hofer ließ sich einsparn ohne Murr’n.
Auch beim Fest soll man zu Alten
schön den Mindestabstand halten –
nur der Jupiter hält keinen vom Saturn.

Wir schauen heute auf ein Jahr zurück im Wandel,
zweitausendzwanzig steckte voller Abs und Aufs,
mit freien Ländern, freier Fahrt und freiem Handel
und freiem Fall im Falle manchen Lebenslaufs.
Ich würde dieses Jahr so liebend gern verklagen,
es gibt so viel, was ein Jahr besser machen kann!
Im nächsten geht es aufwärts, lässt sich jetzt schon sagen.
Wir sehn uns wieder auf der Bühne irgendwann!

 Text: Tilman Lucke