03.05.2021

No. 159

Monatsrückblick. Oder: Ein Monat lang erster April.

Wütende Stimmen aus der Union werfen Annalena Baerbock vor, über keine politische Erfahrung zu verfügen. Das ist CDU-Slang und steht für »Sie ist nicht korrupt«. Mit so etwas kann die CDU naturgemäß nicht umgehen.

 

Fasst man die letzten vier Wochen zusammen, so hatte man den Eindruck: Es war ein Monat lang erster April. Das Highlight des Monats waren sicherlich die Nominierungen der Kanzlerkandidat*innen der CDU und ihrer Schwesterpartei den Grünen. Hier hatte sich Annalena Baerbock durchgesetzt, die nach erfolgreicher Nominierung prompt harsche Kritik einstecken musste. Wütende Stimmen aus den Reihen der CDU warfen Baerbock vor, über keinerlei politische Erfahrung zu verfügen. Das ist CDU-Slang und steht für »Sie ist nicht korrupt«. Mit so etwas kann die CDU naturgemäß nicht umgehen. Und auf die Frage, ob Annalena Baerbock fit ist für die Kanzlerschaft, kann man getrost antworten: Solange Reporter*innen ihr nur Fragen über ihre Mutterschaft, ihre Kinder und übers Backen stellen, ist Annalena Baerbock als Kanzlerin sogar notwendig in diesem Land. Und Armin Laschet ist doch sowieso viel zu emotional, um Kanzlerin zu werden. Außerdem wäre es lustig anzusehen, wenn alle, die am 26. abends noch wütend und laut schnaubend »Merkel muss weg!« brüllen, am 27. mit »Annalea ist da!« aufwachen müssen. Man würde es ihnen von Herzen gönnen. Den 27. September sollten Sie sich übrigens vormerken, an diesem Tag erscheint die Biographie von Markus Söder mit dem Titel: »Ich hätte es besser gemacht.« Um sich die Wartezeit bis zur Veröffentlichung dieses bayrischen Meisterwerks ein wenig zu verkürzen, empfehlen wir Ihnen das neue, im April erschienene Buch von Sarah Wagenknecht: »Die Selbstgerechte« (Thilo-Sarrazin-Verlag). Für Eilige hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte: 1) Die sichtbare Hand des Keynes wird's schon richten, 2) Proletarier aller Länder, kommt bloß nicht zu uns. Na dann liebe Genossen (Sarah Wagenknecht zu ehren gendern wir an dieser Stelle bewusst nicht): Vorwärts nimmer, rückwärts immer!
Gerechterweise sollte man aber auch erwähnen, dass der April nicht nur Schlechtes hervorgebracht hat. Seit der 14. Kalenderwoche etwa dürfen Hausärzt*innen gegen Corona impfen. Der Andrang war wie zu erwarten groß; um die begehrten Impftermine gab und gibt es mitunter ein regelrechtes Hauen und Stechen. Oder genau genommen ein Hauen ums Stechen. Und auch der weltweit darbende Kultursektor konnte mit guten Neuigkeiten aufwarten: So erhielten wir aus Hollywood endlich die Bestätigung, dass es einen neuen Indiana-Jones-Film geben wird, natürlich wieder mit Harrison Ford (78). Der Film trägt den Titel »Indiana Jones und der Rollator des Todes« und handelt von einem prähistorischen Artefakt (gespielt von Harrison Ford). Der fünfte Teil der beliebten Serie soll im Sommer 2022 erscheinen und bildet den Auftakt für drei neue Trilogien. Noch mehr Begeisterung löste in Deutschland jedoch der Mitte April erschienene neue TATORT aus: Tatort Schwurbelstadt. Hauptkommissar Jan Josef Jebsen und Ulrich Tukur ermitteln in einem besonders schweren Fall. 53 bekannten Künstler*innen wurde Klarlack ins Koks gemischt, weshalb sie völlig durchdrehen. Während 12 Beteiligte dank einer spontanen Shitstorm-Therapie wieder klar denken können, bleiben die restlichen 41 völlig verstrahlt Dullis und müssen sich in die Obhut einer örtlichen Krankenpflegerin begeben, ehrlich empathielos gespielt von Nadine Dubois Vor dem Kopf. Regie führt der weltweit von sich selbst anerkannte Wirrologe Dietrich Brüggemann. »Mit unserem Tatort wollen wir die Sehgewohnheiten des Publikums erschüttern, daher drehen wir im Querformat, d.h. 9:16«
 

 Text: Martin Valenske