26.05.2021

No. 162

SPD zankt, CDU schwankt, Sri Lanka erkrankt – Monatsrückblick Februar

Auch der kürzeste Monat des Jahres hatte viel Irres zu bieten: Die CDU blamiert sich bei Jungen, die SPD vergrätzt die Alten, Stuttgart bleibt eine Baustelle, und Corona sorgt auch außerhalb Deutschlands für peinliche Patzer.

 

1. Februar: Nicht nur bei „Fridays for future" machen schon die Jüngsten mit, sondern auch in der CDU: Die Berliner SchülerUnion gerät unter Druck, weil sie das Geburtsdatum mehrerer Kinder gefälscht haben soll, um das Mindestalter für den Eintritt in die SchülerUnion zu umgehen. Um eine eventuelle Verzerrung des Durchschnittsalters auszugleichen, beschließt die CDU, diesmal mit besonders alten Männern (Laschet, Merz, Maaßen, Schäuble) in den Wahlkampf zu ziehen.


1. Februar: Tagelanger Trubel um die WDR-Sendung „Die letzte Instanz", in der fünf Nichtdiskriminierte über Diskriminierung talkten. Die Sendung selbst ist allerdings eine Wiederholung vom November. Ähnliches war vor etwa einem Jahr mit dem „Umweltsau"-Lied geschehen: Die Empörung hatte sich auf ein Facebook-Video des WDR bezogen, dabei war das Lied schon zwei Monate zuvor in der WDR5-Radiosendung „Satire deluxe" gelaufen. Fazit für den WDR: Einmal ist keinmal. Erst beim zweiten Mal gibt's Ärger.


4. Februar: Wegen noch anhängiger Einsprüche beim Verwaltungsgericht kann der neue Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper sein Amt noch nicht antreten. Stattdessen wählt ihn der Stadtrat zunächst zum „Amtsverweser". Warum muss man bei der Tätigkeit des Amtsverwesens unweigerlich an Angela Merkel denken? Wann die Einsprüche gegen den Gewählten abgewiesen werden, ist unklar, doch Nopper ist zuversichtlich, sein Amt noch vor der Eröffnung von „Stuttgart 21" auch offiziell übernehmen zu können. Die Amtszeit des Stadtoberhaupts beträgt in Baden-Württemberg in weiser Voraussicht acht Jahre.


4. Februar: Die neue Staffel von „Germany*s next Topmodel" beginnt. Sie haben richtig gelesen: Das Sternchen ist der (das?) neue Apostroph. Hoffentlich lesen die Besitzerinnen von „Jette*s Imbiss" und „Frühstück*s Caf*e" nicht mit! Heidi Klum tritt mit der Schreibung zumindest sprachlich einer veralteten Sicht auf die Geschlechter entgegen. Hauptinhalt der Sendung bleibt natürlich Sexismus – allerdings in der fortschrittlichen Schreibung „Sexism*us".


10. Februar: Wegen des großen Erfolges wird der zweieinhalbte Lockdown ein weiteres Mal verlängert.


12. Februar: In Bosnien-Herzegowina werden die ersten Corona-Impfungen durchgeführt, anderthalb Monate nach dem restlichen Europa. Tatsächlich startet die Impfkampagne lediglich im serbischen Landesteil; die muslimisch-kroatische Föderation hängt erst ab dem 10. März an der Nadel. Wie kann das sein – trotz Föderalismus? Der Staat ist in zwei „Entitäten" geteilt. (Eigentlich drei, aber der dritte Landesteil gehört gleichzeitig zu beiden anderen. Andere Geschichte.) Der bosnisch-kroatische Teil gliedert sich wiederum in zehn Kantone, von denen einer aus Angst vor ethnischem Zoff nicht einmal einen Namen hat und nur als „Kanton 10" bezeichnet wird. GesundheitsministerInnen gibt es auf jeder einzelnen dieser Ebenen – nur nicht in der Zentralregierung. Ein todsicheres Erfolgsrezept: In Bosnien starben prozentual so viele Menschen an Covid-19 wie fast nirgends sonst. Die deutsche Ministerpräsidentenkonferenz plant derzeit einen Betriebsausflug nach Sarajevo: Föderalismusnachhilfe von den Besten.


16. Februar: Sri Lankas Gesundheitsministerin verlässt die Intensivstation nach ihrer Corona-Infektion. Von der Krankheit war sie überrascht worden, schließlich hatte sich zuvor persönlich immunisiert: Pünktlich zu Beginn der Inkubationszeit hatte ihr ein Schamane einen Anti-Corona-Zaubertrank verabreicht. Name der Ministerin: Annette Schaman. Für Fremdscham(an) sorgt auch der Umstand, dass ihr Kollege aus dem Bildungsressort am selben Superspreader-Event teilgenommen hatte und planmäßig an Covid-19 erkrankte.


22. Februar: Das Repräsentantenhaus von Virginia schafft die Todesstrafe ab. Damit fällt der erste Südstaat ein Todesurteil über diese Strafform. Töten in Nöten – in den USA bereits seit zehn Jahren: 2011 hatte der einzige Hersteller die Produktion von Thiopental beendet, mit dem nicht nur die Giftspritzen, sondern auch die Todeskandidaten aufgezogen werden. Der Patentschutz war weggefallen und hatte die Herstellung unrentabel gemacht. Ein Wiederanfahren der Eigenproduktion würde sich nur lohnen, wenn es wieder mehr Todeskandidaten gäbe. Die Giftcocktails werden immer knapper, weshalb Häftlinge in manchen Bundesstaaten auch wieder erschossen werden „dürfen". Billiger wäre es, man drückte den Todeskandidaten eine Wasserpistole in die Hand und setzte sie im Vorgarten eines weißen Polizisten aus. So könnte trotz der Knappheit jedem ein Hinrichtungsangebot gemacht werden.


22. Februar: Wolfgang Thierse kritisiert die Cancel Culture und wird folgerichtig von der SPD-Führung gecancelt. Auf alte weiße Männer kann die 13-Prozent-Partei offenbar verzichten. Vier Tage zuvor war auch Gesine Schwan negativ aufgefallen – was für die progressive SPD-Spitze nicht so schlimm ist wie Thierse, da Schwan immerhin kein Mann ist. Aber welches ist bitte schön das weißeste Tier? Schwan hatte sich in einem Online-Forum des schlimmsten Verbrechens schuldig gemacht und eine Schauspielerin, die sich „Heinrich Horwitz" nennt, als „Herr" angesprochen.


25. Februar: Alle Jahre wieder: Die CDU-Mittelstandsvereinigung schlägt vor, ARD und ZDF zusammenzulegen. Im neuen Namen der Fernsehanstalt solle sich widerspiegeln, dass das erste und dritte Programm von der ARD und das zweite vom ZDF komme. Unser Vorschlag: AFD.

 

 Text: Tilman Lucke