24.06.2021

No. 166

Bhutan vermeidet, Magufuli scheidet, die Bundeswehr leidet – Monatsrückblick März

In der Bundeswehr bewahrheitet sich mal wieder: Wer teuer kauft, kauft teuer. Der syrische Bürgerkrieg geht in die elfte Staffel. Und der Bhutans Impfstart bringt Tansania kein Glück. Nur Friedrich Merz bleibt im nach ihm benannten Monat seltsam still. Wenigstens etwas.

 

2. März: Granatensauerei: In der KSK-Affäre der Bundeswehr wird bekannt, dass bei der Sammelaktion, die General Kreitmayr angeordnet hatte, mehr Munition zusammenkam, als zuvor vermisst worden war: 46 000 Artikel waren abgegeben worden, nachdem Kreitmayr am 1. April 2020 zur anonymen und straffreien Rückgabe entwendeter Munition aufgerufen hatte. Verteidigungsministerin AKK zeigt sich mit der Sammelaktion sehr zufrieden und wünscht den Fund weiterer Waffen, um das NATO-Ziel (zwei Prozent des BIP für den Verteidigungshaushalt) zu erreichen.

2. März: Sturmgewehre lässt die Bundeswehr weiterhin nicht sammeln, sondern teuer einkaufen. Und zwar bei Heckler und Koch – diesmal mit der Spezialfunktion „Geradeausschießen“. Zur Erinnerung: Dieselbe Firma hatte zuvor das Gewehr G36 hergestellt, das sich bei Hitze verformt. Nächster Out-of-area-Einsatz der Truppe ist demzufolge in der Antarktis.

4. März: Die Auszahlung der Corona-Hilfen wird ausgesetzt, weil sich die Betrugsfälle häufen: Nach einer unbürokratischen Auszahlung der ersten Hilfen vor einem Jahr hatte es ebenso unbürokratischen Betrug gegeben. Daraufhin waren die November- und Dezemberhilfen wieder auf bürokratisch umgestellt worden. Beträge über 5000 Euro können nur durch „prüfende Dritte“ beantragt werden. Diese müssen allerdings ihrerseits nicht geprüft werden, weshalb nun in Berliner Clans der Berufswunsch „prüfender Dritter (m/w/d)“ grassiert.

5. März: Das Kölner Verwaltungsgericht verbietet die Einstufung der AfD als Verdachtsfall, nicht weil Zweifel an der rechtsextremen Gesinnung führender AfDler besteht, sondern weil der Verfassungsschutz die Einstufung an die Presse gegeben hatte. Das Gericht lässt offen, ob es dem Geheimdienst stattdessen nur erlaubt sei, seine Arbeit geheim zu machen.

5. März: Pünktlich zum Jahrestag von Fukushima einigen sich die Bundesregierung und die Atomwirtschaft auf eine Entschädigung von 2,4 Milliarden Euro für den Atomausstieg von vor zehn Jahren. Wer hätte gedacht, dass die Atomkraft uns noch so lange beschäftigt!

11. März: In London wird erstmals ein digitales Kunstwerk versteigert. Das Kunstwerk im Wert von 69,3 Millionen Dollar wird nur von wenigen Kunstexpertinnen verstanden und nennt sich Corona-Warn-App.

15. März: Das Jubiläum des Jahres: Der syrische Bürgerkrieg wird zehn Jahre alt. Für die elfte Staffel dieser Serie haben die Macher noch einmal das Budget vergrößert. Schauplatz ist weiterhin Syrien – wegen des großen Erfolges. Nach wie vor sind Spezialeffekte wie Giftgas und Fassbomben eingeplant. Leider ist bei den Kulissen inzwischen der Lack ab. Der Plot ist inzwischen denkbar unübersichtlich; nicht wenigen Akteuren droht der Tod durch den (Handlungs-)Strang. Ein kurzer Überblick über den Hauptcast: Die Türkei will gemeinsam mit Russland und Iran Syrien retten. Das Syrien, das die drei retten wollen, wollen die Syrer aber nicht haben. Putin und Iran sind für Assad, Erdoğan ist für Putin, aber gegen Assad. Die Kurdenmilizen sind gegen Assad, werden aber von ihm toleriert, weil sie den IS bekämpfen. Erdogan ist für den IS, aber nur heimlich, und gegen die Kurden, weil es Kurden sind. Aber zwischen Assad und der Opposition stimmt die Chemie. Am Ende mehrerer Staffeln starb der Hauptbösewicht Al-Baghdadi, wurde aber erst in der neunten Staffel wegen Unglaubwürdigkeit endgültig rausgeschrieben. Wie viele Staffeln geplant sind, ist offen; der Stoff reicht jedenfalls noch für Jahrzehnte – solange die Programmverantwortliche, also die UNO, die Serie nicht absetzt. Einige UNO-Serien laufen bekanntlich seit Ewigkeiten: „Nahostkonflikt“, „Kaschmirkrieg“ und „Koreakrise“. Geschrieben wurde die Endlossyrie von Benjamin von Stuckradt-Knarre; sie lebt vor allem von ihren SchauspielerInnen: Liselotte Pulverfass, Iris Sterben, Elyas M’Bargo und als Gast: der Curde Jürgens.

17. März: Die Bundesregierung verkündet, Deutschland habe 2020 die Klimaziele eingehalten. Peter Altmaier verspricht allerdings, dies werde eine Corona-bedingte Ausnahme bleiben.

17. März: Tansanias Präsident John Magufuli stirbt an Covid-19. Er ist selbst überrascht, hatte er doch bereits im Juni 2020 die Pandemie nach einem dreitägigen Gebet für beendet erklärt und kurz darauf jegliche Berichterstattung über das Coronavirus unter Strafe gestellt. Möglicherweise hatte sich Magufuli (sprich: Magu-Fooly) nicht an seine eigenen Hausmittel gegen eine Infektion gehalten: Fasten, Tee trinken und Kräuterdampf einatmen. Nicht zu verwechseln mit Knoblauch, Duschen und Roter Bete – das hilft laut Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma nämlich nur gegen HIV.

21. März: Maskenmillionär Alfred Sauter tritt aus der bayerischen CSU-Landtagsfraktion aus. Er setzt damit klare Prioritäten und kann sich nun seinen Maskengeschäften umso ver-sauter widmen. Auf die Frage nach der Zahl seiner Nebenjobs antwortet Sauter lapidar, er habe genau einen: „Abgeordneter.“

21. März: Aserbaidschan-Lobbyistin Karin Strenz (CDU) stirbt auf der Rückreise aus Kuba nach einer Notlandung in Limerick (Irland). Aus gegebenem Anlass ein Gedicht:
Die begabte Frau Strenz aus Berlin
war verschossen in Autokratien:
      Sie besuchte tabu-
      los das schöne Baku
und fürs Leben gern Kuba, wie’s schien.

23. März: Im Suezkanal (berlinisch: „Zues“) bleibt der Tanker „Ever Given“ stecken. Zuvor hatte die Besatzung im Roten Meer (!) einen Penis in die GPS-Landkarte gefahren. Hochmut kommt vor dem Phallus: Die Aktion erweist sich als klassischer Fall männlicher Selbstunterschätzung. Man steckt nicht drin.

27. März: Die Regierung von Bhutan beginnt mit der Impfkampagne gegen Covid-19. Sie hatte den Start mit Rücksicht auf den buddhistischen Kalender um zwei Monate herausgezögert, um an einem „glücklichen Datum“ beginnen zu können. Damit ist der letzte Beweis erbracht: Jens Spahn ist Buddhist!

 Text: Tilman Lucke