15.07.2021
No. 169
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger – eine Liebeserklärung
Geburtstagsgrüße zum 70. ...
Die zweimalige Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Erfinderin des Zungenbrechers, wird 70! Beim Scrabble erzielt sie sieben Millionen Punkte – da gratulieren selbst Annegret Kramp-Karrenbauer, Franz-Peter Tebartz-van Elst, Simone Greiner-Petter-Memm und Elisabeth Noelle-Neumann-Maier-Leibnitz. 1995 war die FDP-Politikerin noch wegen des „großen Lauschangriffs" zurückgetreten und engagierte sich seitdem gegen die wachsende Überwachung. Was glauben Sie, warum die Datenschutz-Grundverordnung so einen schönen Namen trägt? – Eine freiheitliche Liebeserklärung aus Anlass ihres Ehrentages.
Beim Stehempfang, da traf ich die Sabine:
Sie tat mir etwas Nachtisch aufs Tablett.
Ich aß ein wenig und verzog die Miene:
Es schmeckte nicht sehr gut, doch sie war nett.
Wer war die unvergessliche Blondine?
Ich hatte sie zuvor schon mal gesehn.
Im Zoo, im Fernsehn oder auf der Bühne?
Egal, denn da war's schon um mich geschehn!
Ich hab' mich in Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger,
ich hab' mich in Sabine
verliebt
gar schier.
Sie ist 'ne flotte Biene.
Doch manchmal gibt's auch Ärger:
Oft sagt man mir, es schiene,
es piept
bei mir.
Sie hat nicht viel Allüren oder Spleene
und redet auch vor viertelvollem Saal,
verzichtet auf geliehne Hermeline:
Normale Bürger sind ihr nicht egal.
Sie fährt zum Reichstag ohne Limousine,
auch als Ministerin geht sie zu Fuß,
für lange Strecken nutzt sie auch die Schiene,
und hoffentlich kommt sie zu Rendezvous.
Ich mag an ihr so sehr das Moraline,
und deshalb hatte sie auch wenig Glück:
Der Staat belauscht uns hinter der Gardine;
dort wollte sie nicht stehn und trat zurück.
So eine für die Ehrlichkeit Verschriene
zählt in der FDP nicht eben viel.
Mehr Posten hätte sie gewiss als Grüne,
doch ist Opportunismus nicht ihr Stil.
Ich schwänze meine wichtigen Termine,
im Bundestag hab' ich 'nen Tisch bestellt,
und jedesmal sitz' ich auf der Tribüne,
wenn sie zu irgendwas 'ne Rede hält.
Und neulich traf ich dort erneut Sabine.
„Ich bin der mit dem Nachtisch!", rief ich zart.
Nun liegt ihr Autogramm in der Vitrine –
gleich neben einem Haar von Thierses Bart.
Ich weiß nicht, ob ich diese Frau verdiene.
Mein Portemonnaie ist leer, mein Name kurz,
ich spiel' nicht Politik, nur Violine,
doch hoffentlich ist ihr das alles schnurz.
Sehr frei und liberal ist die Sabine.
Und hoffentlich ist sie noch frei für mich.
Im Traum sitz' ich mit ihr oft am Kamine...
Doch meinen Namen, den behalte ich!
Text: Tilman Lucke