16.08.2021

No. 174

Tote Punkte und braune Flecken – Verrücktes im Juni

Die USA verzetteln sich wieder in Vorwahlen, Kardinal Marx wird gegen seinen Willen im Amt festgehalten, und die Bundeswehr wird zum Bierbike. Was im Juni wichtig war.

 

1. Juni: Die katholische Kirche stellt Kindesmissbrauch unter Kirchenstrafe: Überführte Täter dürfen nicht mehr an Gott glauben.

2. Juni: Doktor-Grad noch so: Die Universität Gießen rügt Kanzleramtsminister Helge Braun und fordert eine Nachbesserung seiner Dissertation. Sollte er seine Hausaufgaben nicht erledigen, droht ihm ein Strich.

4. Juni: Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx reicht beim Papst seinen Rücktritt ein und beklagt, dass die Kirche an einem „toten Punkt“ sei. Viele Millionen Menschen waren in den letzten zwei Jahrtausenden dank der Kirche ebenfalls an einen toten Punkt gelangt. Da offenbar auch der Papst an einem toten Punkt ist, bleibt das Rücktrittsgesuch ungehört, und Marx muss zur Strafe im Amt bleiben.

4. Juni: Mehrere Bundeswehrflugzeuge starten mit wertvoller Ladung aus Afghanistan. Um sie vor der drohenden Machtübernahme der Taliban zu retten, ist Eile geboten, da sonst die Vernichtung droht. Inhalt der Flugzeuge: 16 000 Liter Alkohol. Begründung: Die Lage sei nicht einmal mehr schönzutrinken. Die Ministerin begrüßt das Dosenbier und plant mehrere Nachtschichten am Pfandautomaten von Rewe ein, um vom eingelösten Dosenpfand endlich das Zwei-Prozent-Ziel der NATO zu finanzieren. Gekleckert wird also nicht, dafür geklotzt: Tage vorher war bereits ein Gedenkstein von 27 Tonnen Gewicht aus Masar-i-Scharif ausgeflogen worden. Nicht der einzige Klotz, den die Bundeswehr dieser Tage am Bein hat.

21. Juni: ARD und ZDF schließen ihre Mediatheken zusammen. Was man bisher im Ersten nicht fand, wird einem nun auch im Zweiten verborgen bleiben. Die dritten Programme kündigen an, mitzumachen, sobald sie herausgefunden haben, was eine Mediathek ist. Vorbild des Zusammenschlusses ist die geplante Vereinheitlichung der deutschen Gesundheitsämter. Motto: Minus mal Minus gibt Plus.

22. Juni: Bei der Vorwahl der Demokraten zum Amt des New Yorker Bürgermeisters bleibt das Ergebnis zwei Wochen lang unklar, weil zunächst 135 000 Stimmen zu viel gezählt werden. 135 000 Stimmen zu viel – oder wie Alexander Lukaschenko sagen würde: hundert Prozent.

26. Juni: In Passau wird eine Frau festgenommen, die bereits 148 Haftbefehle angesammelt hatte. Sie hatte insgesamt Ordnungswidrigkeiten im Wert von 10 000 Euro nicht bezahlt. Die Polizei entdeckt sie bei einer Routinekontrolle in einem Auto ohne Versicherungsschutz. Bisher hatte sie sich anscheinend im absoluten Hafteverbot aufgehalten; zudem führte sie stets eine „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei“-Karte mit sich. Ihr mitfahrender Ehemann wird ebenfalls festgenommen, obwohl gegen ihn lediglich ein einziger Haftbefehl vorliegt.

29. Juni: Bayerns Regierungschef Markus Söder fordert, auch Kinder gegen Covid-19 zu impfen. Nicht allen Kindern gefällt das: Hubert Aiwanger beispielsweise verweigert bis heute eine Impfung.

30. Juni: Die AfD-Fraktion im Bundestag verliert zwei weitere Mitglieder: Bruno Hollnagel verlässt die Partei, weil sie ihm zu rechts ist, und Heiko Heßenkemper tritt aus, weil sie ihm nicht rechts genug ist. In der Summe bleibt der Braunton also erhalten: Eins rechts, zwei links, beide fallen lassen.

 

 

 Text: Tilman Lucke