07.09.2021

No. 176

Das war große Kunst!

Angela Merkel blickt zufrieden auf ihre Amtszeit zurück, wir hingegen wagen einen kleinen Vorausblick: Hier kommt schon mal exklusiv ihre #Neujahrsansprache vom 31. Dezember 2021.

#16JahreMerkel #KlebendeLegende #RauteNimmersatt

 

Es ist der einunddreißigste Dezember heute
im Jahr zweitausendeinundzwanzig, und es knallt,
denn leider haben sich im Land nicht alle Leute
zur Neujahrsrede auf dem Sessel festgeschnallt.


Zwar formt die Kanzlerin vorm Bauche schöne Herzen:
Bald sei die Krise überwunden, und das Kli-
ma sei gerettet, doch der Weg wird viele schmerzen...
Alles wie immer – doch was jetzt kommt, war noch nie!

 

Denn irgendwann grinst Frau Merkel in die Kamera hinein:
„So, das war’s, liebes Volk, ich tret’ zurück,
lass’ euch sitzen in der Patsche,
fahre heim auf meine Datsche.
Ich hab’ fertig und wünsche euch viel Glück!

 

Seit knapp zwei Wochen bin ich – jetzt kann ich’s ja sagen –
noch länger dran, als Helmut Kohl es jemals war,
mit sechzehn Jahren und mit sechsundzwanzig Tagen.
Mehr wollt’ ich nie und hoff’, das ist euch endlich klar.


In ganz Europa fall’n Regierungen wie Fliegen:
Fahr’ ich zu Gipfeltreffen, weiß ich nicht, mit wem,
weil die Kollegen ständig neue Köpfe kriegen.
Ihr Deutsche müsst nur eine kennen – wie bequem!

 

Ich fahre gleich in die Uckermark und werde glücklich sein,
schreib’ ein Buch – oder zwei – und fühl’ mich wohl,
werd’ im Rollstuhl mächtig chillen,
mampfe Schnitzel und Pastillen
und werd’ hoffentlich noch fetter als wie Kohl.

 

Habt ihr im Ernst gedacht, so Typen wie Pofalla,
Kristina Schröder und der Rösler wären echt?
Denkt ihr, ich wäre so debil und ballaballa,
dass ich mit Kauder und Bouffier regieren möcht’?


Die alle hab’ ich mir nur ausgedacht zum Spaße!
Zum Beispiel Oettinger ist nichts, was wirklich lebt:
ein schlecht geschnitztes Kasperle mit Hakennase.
Und Rainer Brüderle hab’ ich aus Kork geklebt.“

 

Und wieder strahlt sie verstohlen in die Kamera hinein
wie die sechs AKWs, die auch noch stehn:
„Danke auch ans Kabarett,
denn eure Gags sind immer nett.
Aber die Leute woll’n Realsatire sehn!

 

Bei uns war ein Gesetz doch schlechter als das nächste!
Ja, unsre Gagautoren schrieben Tag und Nacht.
Nur bei dem Wahlgesetz, da dacht’ ich mir: Da legste
noch einen drauf, und hab’ gleich drei davon gemacht.


Ich hab’ die Macht, und andre Ziele sind verschwunden,
bleib’, wenn ich nicht von selber geh’, für immer dort.
Ich hab’ die Staatskunst eben völlig neu erfunden,
drum nennt mich ‚Mercheliavelli‘ ab sofort!“

 

Am Ende knöpft sie drei Knöpfe ihres Hosenanzugs auf,
während sie amüsiert beim Lachen grunzt:
„Ich wünsch’ Ihnen und den Ihren
Spaß beim Interpretatieren –
und jetzt Beifall, denn das war große Kunst!“

 

 Text: Tilman Lucke