18.10.2021

No. 182

Russischer Champagner und polnischer Abgang – Beklopptes im Juli

Amazonas-Adolf, Griechen-Göring und Burka-Burkard treffen auf Lachsack Laschet. Unser Monatsrückblick auf den verflixten siebten Monat.

Autor:  Tilman Lucke

 

1. Juli: Obwohl Nordrhein-Westfalen laut Armin Laschet 2020 so viele Windkraftanlagen zugebaut hat wie kein anderes Bundesland (ganze 93 Stück und damit 23 mehr als der zweite Sieger Brandenburg), beschließt die Landesregierung die Ausweitung der Abstandsregel für Windräder zu Wohnsiedlungen von einem Kilometer. Eine ebenso strenge Abstandsregel besteht für die Selbstwahrnehmung Laschets zur Wirklichkeit. Gleichwohl plant die lustige Laberlusche Laschet, alle nordrhein-westfälischen Windräder in Zukunft persönlich mit heißer Luft anzublasen.

 

1. Juli: Griechen-Göring Christos Pappas, der zu 13 Jahren Haft verurteilte Vizechef der griechischen Nazi-Partei „Goldene Morgenröte“, wird nach acht Monaten Flucht gefasst. Pappas intra portas. Doch keine Sorge: Auch andere große Politiker nutzten ihre Haftzeit für eine Kreativ-Klausur und waren danach erst recht nicht zu fassen.

 

2. Juli: 16 rechte europäische Parteien unterzeichnen eine „Charta der Werte“. Es beweist die Uneigennützigkeit dieser Parteien, dass sie sich für etwas einsetzen, was sie selbst nicht haben: europäische Kultur. Die AfD ist übrigens nicht dabei. Entweder macht man etwas sehr richtig, wenn Kaczyński, Salvini und Le Pen nichts mit einem zu tun haben wollen. Oder man macht etwas noch falscher als sie.

 

4. Juli: Russland verbietet die Bezeichnung „Champagner“ für ausländische Produkte. Künftig darf nur echter Champagner diesen Namen tragen: der aus der berühmten russischen Region Champagne. Für diejenigen, die jetzt lachen: Russischen Krimsekt gibt es seit 2014 auch...

 

7. Juli: Auf den polnischen Abgang folgt die polnische Rückkehr: Die PiS-Partei erringt ihre Mehrheit im Parlament zurück. Im Juni waren drei Abgeordnete aus der Fraktion ausgetreten, um gegen Korruption und die willkürliche Verteilung von Geldern durch die Regierung zu protestieren. Bei einem der drei gelingt nun der Rückkauf. Die Transfersumme bleibt ungenannt.

 

7. Juli: Turkmenistan führt eine Impfpflicht gegen Covid-19 ein. Die Maßnahme hatte bereits lange zuvor Wirkung gezeigt: Offiziell gibt es im ganzen Land keinen einzigen Corona-Fall.

 

9. Juli: Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung erklärt, dass die Weltbevölkerung wegen der Corona-Pandemie sogar stärker wachsen könnte als bisher: Die schlechtere Bildung von Mädchen in armen Ländern wirke sich negativ auf die Geburtenkontrolle aus. So gesehen, ist das Schulchaos der Kultusministerkonferenz einfach nur eine Maßnahme, um die Bevölkerungszahl in Deutschland trotz 90 000 Corona-Toten stabil zu halten. Schlau!

 

14. Juli: Amazonas-Adolf und Brasilien-Boss Jair Bolsonaro landet wegen eines Dauerschluckaufs im Krankenhaus. Heil Hickler!

 

15. Juli: Armin Laschet verrät im WDR-Interview zur Hochwasserkatastrophe das Erfolgsgeheimnis der CDU und fasst die Klimapolitik der letzten drei Jahrzehnte zusammen: „Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik.“ Noch zwei Tage später sieht man ihn über diesen Witz lachen.

 

20. Juli: Tunesiens Gesundheitsminister Faouzi Mehdi verspricht, aus Anlass des Opferfestes an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die gesamte impfwillige Bevölkerung zu impfen – bei einer bisherigen Impfquote von acht Prozent. Geopfert wird schließlich der Minister selbst. Faouzi Mehdi (deutsch: „Jens Spahn“) bewirbt sich danach um eine Anschlussverwendung als Wahlhelfer in Berlin.

 

20. Juli: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger möchte bayerische Gerüche und Geräusche zum Weltkulturerbe erklären lassen. Ein solches Geräusch ist beispielsweise das Aiwangersche „O“ („Opfelsoft“). Kein Kulturgeräusch ist für Aiwanger das Sausen einer Impfspritze in einen Oberarm.

 

20. Juli: Turbo-Liberalisierung in Saudi-Arabien: Ab sofort dürfen Frauen ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes zum Hadsch. Frauen wird somit unbürokratisch erlaubt, eigenständig an einen männlichen Gott zu glauben. Das sei unbedenklich, so der Arzt Müller-Wallfahrt.

 

22. Juli: Einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele wird der Kreativdirektor der Eröffnungsfeier entlassen. Grund dafür ist ein Holocaust-Sketch, den der Künstler zwanzig Jahre zuvor gespielt hatte. Recherchen zufolge soll der bis 1989 amtierende Kaiser Hirohito Jahrzehnte zuvor ebenfalls eine Art Holocaust-Sketch aufgeführt haben. Eine Entlassung stand damals jedoch nicht in Rede.

 

22. Juli: Islam macht’s möglich: Ein Indonesier, der positiv auf Covid-19 getestet wurde, will trotzdem nicht auf seine gebuchte Reise verzichten, gibt sich als seine – negative – Frau aus und setzt sich unter einer Burka ins Flugzeug (Trans-All). Laut Religion ist die Frau ja auch quasi das Negativ des Mannes, damit hat alles seine Richtigkeit.

 

24. Juli: Vonovia und Deutsche Wohnen, die im Juni eine Wohngemeinschaft verabredet hatten, lösen diese wegen Streitigkeiten über die WG-Kasse wieder auf.

 
Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".