05.11.2021

No. 184

Armin Laschet – wenigstens sein Ohr sorgt für Wirbel

Wer bisher das Wort „Zauderer" im Brockhaus nachschlug, stieß dort auf ein Foto von Armin Laschet. Nur ein dummer Druckfehler? Ist er in Wahrheit der größte Zauberer unserer Zeit? Harry Houdini wäre gefesselt, und selbst Uri Geller gäbe vor Ehrfurcht den Löffel ab!

Autor:  Tilman Lucke

 

Beeindruckend ist Armin Laschet ja schon: Trotz seiner Wahlniederlage steht er weiter voller Zuversicht bereit, eine Jamaika-Koalition anzuführen. So viel Optimismus hatten wir in Deutschland seit „Wir schaffen das" nicht mehr!

Vorbild ist ihm das Robert-Koch-Institut, das zwar eine offizielle Impfquote von 67 Prozent ausweist, aber eine um fünf Punkte höhere Quote für wahrscheinlicher hält, weil eine Umfrage das ergeben habe. Der CDU-Chef erkundigte sich beim Bundeswahlleiter, ob sich diese Rechenoperation auch auf die 24,1 Prozent vom Wahlabend anwenden ließe.
Der erste Auftritt des personifizierten Ausgleichsmandats im neuen Bundestag geriet zum Medienspektakel, und zwar dank eines mysteriösen Fotos, das als legitimer Nachfolger des Loch-Ness-Bildes gelten kann: Laschet sitzt an seiner neuen Wirkungsstätte, der Hinterbank, und nicht nur er ist gut aufgelegt, sondern auch sein Handy. Dieses ist scheinbar nicht auf eine haltende Hand angewiesen, sondern wirkt eher wie ans Ohr geklebt. Immerhin, andere Politiker kleben mit anderen Körperteilen. Zum ersten Mal in seiner Karriere spielte sein Kopf eine tragende Rolle. Und es ist das einzige Bild, auf dem Laschet kein Problem an der Backe hat. Hätte er diesen Trick beim Pro7-Kinderinterview vorgeführt, wären ihm hundert Prozent der Erstwählerstimmen sicher gewesen (plus die fünf Prozent Fehlertoleranz).
Wenigstens sein Ohr sorgt für Wirbel. Aber was war da los? Unterdruck zwischen den Ohren? Bewirbt er sich mit dem Foto für das „Ministry of silly talks"? War vom Deutschlandtag der JU noch genügend schmierige Masse übrig? Oder hatte er das Gerät einfach auf „Halten" gestellt? Millionen Handys im ganzen Land gingen seither bei dem Versuch zu Bruch, es ihm gleichzutun. Millionenwerte sind vernichtet, fast so viel wie durch seine zögerliche Corona-Politik.
Armin Laschet beschweigt seinen Zaubertrick so beharrlich wie damals, als er gegenüber einer Journalistin erfolgreich das Geheimnis verteidigte, was denn der dritte von drei Punkten seines Wahlprogramms sei. Auf den Witz von Erftstadt, der so genial gewesen sein muss, dass er Laschet sogar den Wahlsieg kostete, wartet die Welt heute noch. Auch eine Antwort auf die Hörer-Frage werden wir wohl nie erhalten.
„Wie hältst du's?" Auf diese Gretchenfrage der Neuzeit konnte nicht einmal die Investigativreporterin Sandra Maischberger dem CDU-Magier eine Antwort entlocken. Laschet wörtlich: „Der eine hält es so, und der andere hält es so, und ich halte es halt so." Maischberger warf ein: „Na, Sie halten's gar nicht!" Laschet, lässig grinsend: „Ja." Maischberger kapitulierte.
Wobei wenigstens dieses Fazit ein wenig erhellend ist, war es doch die kurze und knappe Zusammenfassung von Armin Laschets Haltung zu allen großen Fragen der Gegenwart: „Ich halte es gar nicht." Drei Worte.

 

 
Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".