03.01.2022

No. 192

Frohes neues Jahr

Bühne frei für 2022. Benzin wird teurer, Rauchen wird teurer und Briefporto wird auch teurer. (Kurze Erklärung für Jüngere: Ein Brief ist eine E-mail zum ausdrucken, die lediglch mit einem Papierumschlag verschlüsselt wird, bevor sie in einer gelben Outbox verschwindet.)

Autor: Martin Valenske

 

Bühne frei für 2022. Benzin wird teurer, Rauchen wird teurer und das Porto für Briefe wird auch teurer. (Kurze Erklärung für Jüngere: Ein Brief ist eine E-Mail zum Ausdrucken, die lediglich mit einem Papierumschlag verschlüsselt wird, bevor sie in einer gelben Outbox verschwindet.) Aber es gibt auch gute Nachrichten. 2022 endet endlich das Kükenschreddern. Bisher wurden bekanntlich jedes Jahr bis zu 40 Millionen Küken geschreddert. Und zwar nur männliche! Da gibt es auch nur ein Wort für: Sexismus! Wo bleibt hier bitte die Gleichschlachtungsbeauftragte? Allen konservativ-ewiggestrigen Unkenrufen zum Trotz war an dieser Praxis aber ausnahmsweise mal nicht der Feminismus schuld, sondern der schnöde Mammon. Männliche Küken setzen zu wenig Fleisch an, ihre Aufzucht lohnt daher nicht. Um dem Schreddern ein Ende zu setzen, werden jetzt Verfahren eingesetzt, mit denen sich das Geschlecht schon im Ei erkennen lässt. Gesprächsthema Nr. 1 im Hühnerstall ist also ab sofort die Frage: »Und, wisst Ihr schon, was es wird?« Weibliche Küken werden ausgebrütet, bei männlichen dagegen schaut die Henne ganz verdoddert, denn dann wird das Ei schlichtweg entsorgt. Man höre und staune: Männer als entsorgungsreifer ökonomischer Ballast! Diese Erkenntnis hat sich in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft leider noch nicht durchgesetzt. Wobei, fragt man Kleinaktionäre nach Wirecard-Chef Jan Marsalek, würden sie das Schreddern einer bloßen Entsorgung sicher vorziehen. 

 

Es gibt aber noch mehr gute Meldungen. Der Mindestlohn steigt. Juhu! Sprudelwasser für Alle! Von derzeit 9,60 Euro steigt er auf sage und schreibe 9,82 Euro. In Süddeutschland sogar pro Stunde! Und auch an Menschen mit alternativen Einkommensquellen wurde gedacht. Ab dem 1. Januar werden nämlich alle Getränkedosen und Einwegflaschen aus Kunststoff mit 25 Cent Pfand belegt. Da sag noch mal einer, das Sammeln wertvoller Gegenstände wäre nur was für die Oberschicht. Und was macht man mit den ganzen zusätzlichen Einnahmen? Man rennt in den nächsten Discounter. Die treffen zu Jahresbeginn immer den Nerv ihrer Kund*innen. Denn während uns die Discounter spätestens ab dem Sommer mit schokoladigen Weihnachtsdickmachern füttern und im Dezember fettige Fleischschlemmereien mit Soße feilbieten, sind ab Januar Obst, Gemüse und Fitnessgeräte im Angebot. Aldi präsentiert aktuell Hantelbänke und Lidl Handgelenkbandagen. Unsere Discounter agieren also wie Deutschland im Nahen Osten. Die Türken kriegen Panzer, die Kurden Erste-Hilfe-Sets. 

 

Für den coronakonformen Neujahrsspaziergang an der frischen Winterluft haben die Supermärkte übrigens auch das entsprechende Zubehör: Thermokleidung. So gibt es z.B. echte Thermohemden für unter 8 Euro! Das wärmt nicht nur den deutschen Bierbauch, bei solchen Kampfpreisen kommen auch die Näherinnen aus Asien ordentlich ins Schwitzen.

 

In diesem Sinne: Frohes neues Jahr!

 


 
Martin Valenske ist zu sehen in: "Dauerstussverkauf" (Soloprogramm) und zusammen mit Henning Ruwe in "2022 - das kann heiter werden".