10.01.2022

No. 193

„Großer Schrott, wir loben dich“ – Beklopptes im Oktober

Sebastian tritt kürzer, #ChrupallaHuAkbar fehlt im neuen Bundestag wegen Corona, das #RKI rechnet mit gar nichts mehr, und die Bundeswehr streicht mal wieder ihren Zapfen. Was sonst noch war: hier.

Autor:  Tilman Lucke

 

4. Oktober: Facebook fällt stundenlang aus. Der größte Teil der Menschen erfährt davon nichts, weil das Ereignis nicht in ihrer Timeline auftaucht.

 

7. Oktober: Das Robert-Koch-Institut berichtet, dass die offiziell gemessene Impfquote vermutlich viel zu niedrig sei. Das gesamte deutsche Kabarett macht sich also über Impfverweigerer lustig, die es vielleicht gar nicht gibt. In anderem Zusammenhang nennt man Lästern über etwas Nichtexistentes „Gotteslästerung“.

 

9. Oktober: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz tritt zurück und wird damit schon zum zweiten Mal nach seiner Amtszeit benannt. Er hatte bei Medienunternehmen wohlwollende Umfragen und Berichterstattung bestellt und dafür Journalistenhonorar in Form von Kurzarbeitergeld gezahlt. Er wechselt auf den Fraktionsvorsitz, der für ihn zur Kurzparkzone wird, bis er auch diesen Posten im Dezember verlässt. Lügen haben eben Kurzsche Beine.

 

9. Oktober: Wegen des Rückreiseverkehrs aus den Herbstferien versinkt der Flughafen BER im Chaos. Der Berliner Senat reagiert sofort – und erklärt den Flughafen kurzerhand zum Wahllokal.

 

11. Oktober: In Colorado befreien Ranger einen Hirsch von einem Autoreifen, den er seit zwei Jahren als unfreiwillige Halskette getragen hatte. So mancher Jäger war von einer pneuartigen Tierart ausgegangen.

 

13. Oktober: Großer Zapfenstreich der Bundeswehr zur Beendigung des Afghanistan-Einsatzes. Gespielt werden „Für mich soll’s roten Mohn regnen“, „Du hast dein Feldbett vergessen“ sowie die Bundeswehr-Erkennungsmelodie „Großer Schrott, wir loben dich“. Als Zugabe spielt die Truppe ein Best of „Hindukuschelrock 01 bis 21“.

 

22. Oktober: AfD-Chef Tino Chrupalla ist mit Covid-19 infiziert. Somit kann er an der konstituierenden Sitzung des Bundestages nicht teilnehmen, wird dort aber von einer Lücke vollständig vertreten. Praktischerweise hatten die Wählerinnen bei der Wahl die erste Sitzreihe der AfD-Fraktion von zwei auf einen Platz verkleinert. Rechtzeitig zum Ende seiner Isolation übernimmt Chrupallas Co-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel Mitte November seine Corona-Infektion.

 

27. Oktober: Nach Lasch kommt Wüst. Zwei Tage nachdem Armin Laschet seine Entlaschungsurkunde entgegengenommen hatte, wählt der Düsseldorfer Landtag Hendrik Wüst zum neuen Ministerpräsidenten, auch mit einigen Stimmen der Opposition. Sogar die Opposition ist froh, statt des politischen Slalomeurs Laschet endlich einen echten Gegner zu bekommen! Dabei ist Wüst kein Unbekannter: Er hatte sich 2010 durch die Vermietung des damaligen Regierungschefs Jürgen Rüttgers einen Namen gemacht. Gegen ein geringes Entgelt konnte man Rüttgers für Geburtstage und Gartenfeste mieten. Der ehemalige Zukunftsminister tritt heute noch gelegentlich auf, er singt dann Arbeiterlieder und nimmt auf Wunsch sein Gebiss raus.

 

27. Oktober: Der FC Bayern verliert im DFB-Pokalspiel mit 0:5 gegen Mönchengladbach. Der quarantänisierte Julian Nagelsmann fungiert als Couch-Coach, und Joshua Kimmich kann sich leider nicht auf den Ball konzentrieren, sondern sucht auf dem Platz intensiv nach Studien über Corona-Impfstoffe.

 

29. Oktober: Die Landesregierung von Baden-Württemberg startet eine Werbekampagne mit dem Titel „The Länd“. Busse mit dieser Aufschrift fahren sogar durch London (oder Ländn). Ministerpräsident Winfried Kretschmann gestaltet seine Frisur bekanntlich seit langem nach dem Motto: „Der Igel häs länded“. Die Werbekampagne kostet die schwäbische Hausfrau 21 Millionen Euro, drei Millionen pro Buchstabe. Der Schriftzug ist in der Schriftart „Referenz Grotesk“ gehalten. Der Slogan, der „The Länd“ in einigen Jahren ablösen soll, steht auch schon fest: „Welcome to BaWüria“.

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".