07.02.2022
No. 197
Merkel scheidet, Olaf beeidet, die AfD leidet – Anekdoten im Dezember
Der Weg vom Bett zum Homeoffice kriegt Versicherungsschutz, und am gleichen Tag fährt Olaf Scholz im Schlafwagen in sein neues Office-Home, das Kanzleramt. Die AfD verliert nicht nur Merkel, sondern auch den Gründer des „Merkel-muss-weg-Mittwochs“. Endzeitstimmung im Dezember!
Autor: Tilman Lucke
2. Dezember: Großer Zapfenstreich für Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Bundeswehr: Zur Erinnerung an die vielen Gesetze, die unter ihr im Bundestag beschlossen und anschließend in Karlsruhe wieder gestoppt wurden, wünscht sie sich das Lied „Für mich soll’s rote Roben regnen“. Noch-Verteidigungsministerin AKK geht nach dem Gratiskonzert mit dem Barett durch die Reihen, um doch noch irgendwie das Zwei-Prozent-Ziel der NATO zu erreichen.
8. Dezember: Olaf Scholz leistet als zweiter Bundeskanzler seinen Amtseid ohne Gottesbezug. Wie Gerhard Schröder erhält er bei der Amtsführung Hilfe von noch weiter oben – von sich selbst. Außerdem hatte der wortkarge Hanseat seinen Wortvorrat für den Tag bereits fast aufgebraucht und vorgehabt, sein Kabinett abends mit einem heiteren „Na?“ zu begrüßen, weshalb die Vereidigung so knapp ausfällt. Der Regierungsantritt der Ampel artet zur Vereidigungspolonaise aus, weil Kanzler und Ministerinnen ständig zwischen Reichstag und Schloss Bellevue pendeln und am ersten Amtstag schon mal ordentlich Strecke machen. Gut, dass der Berliner Senat so schlau war, an so einem wichtigen Tag keinen Marathon zu veranstalten!
8. Dezember: Das Bundessozialgericht erklärt den Weg vom Bett zum Homeoffice für gesetzlich unfallversichert. Millionen Schläfer atmen auf! Wichtige Fragen waren bis dahin ungeklärt geblieben, beispielsweise ob bei einem Sturz von der Bettkante eine Fallpauschale zum Tragen käme. Und was wäre mit Flurschäden? Abgerechnet wird nun als Kissenleistung. Über einen Morgenmanteltarifvertrag wird noch verhandelt. Aber dank der Regierungsbeteiligung der FDP wird für den Weg ins Homeoffice auch die Pendlerpauschale gezahlt. Und für Reiche gilt das Dienstwagenprivileg.
16. Dezember: Der Brandenburger Landtag wählt die Delegierten für die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten. Da drei AfD-Abgeordnete Corona haben und fünf weitere in Quarantäne sind, verfallen ihre Stimmen, und somit verliert die AfD einen ihrer sechs Delegiertensitze an die SPD. Insgesamt verpassen die Rechten in sieben Landtagen Delegiertenmandate durch Abwesenheit einzelner Abgeordneter. In Niedersachsen existieren statt einer Fraktion zwei verfeindete AfD-Kleingruppen im Landtag: Eine der beiden Gruppen könnte nach Stimmenzahlen zwei Delegierte entsenden, hat aber nur einen aufgestellt. Statt der braunen Rechenkünstler kommt auch dort ein weiteres SPD-Mitglied zum Zuge. Läuft für Steini!
16. Dezember: Der Bundestag ändert seine Sitzordnung: Künftig sitzt nicht mehr die FDP, sondern die Union neben den Lümmeln von der rechten Bank. Wenn die CDUler wirklich nicht neben der AfD sitzen wollen, empfiehlt es sich, einfach eine Menge Quatsch zu machen, damit Bundestagspräsidentin Bas sie auseinander setzt.
23. Dezember: Weil die neue Ampelkoalition mit der Verschleppung der allgemeinen Impfpflicht vollkommen ausgelastet ist, werden andere gesundheitspolitische Themen des Koalitionsvertrags erst einmal verschoben: Wann die Legalisierung von Cannabis umgesetzt wird, bleibt vorerst unklar. #Kiffhanger
30. Dezember: Die Dummen sterben nie aus – dieser Satz könnte in der Pandemie zum ersten Mal widerlegt werden: Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen stirbt ein ungeimpfter AfD-Landtagsabgeordneter an Covid-19, also durch natürliche Todesursache. Franz Wiese kommt unter den Rasen, ein AfD-Abgeordneter aus Brandenburg und Erfinder des „Merkel-muss-weg-Mittwochs“. Das ist nur konsequent, denn Merkel ist ja weg. Zu seinen letzten Worten „Lasst euch impfen!“ fehlt Franz Wiese leider der Atem. Im Gegensatz zu ihm ist die Landesliste der Partei nicht erschöpft, weshalb an seiner Stelle jetzt jemand anders das Coronavirus leugnen kann.
31. Dezember: Strahlend verkündet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass Atomkraft plötzlich als nachhaltig gilt. Im zweiten Schritt erklärt sie sich selbst für nachhaltig, da sie in Brüssel als ausgebranntes Element ebenfalls endgelagert wurde.