04.03.2022

No. 201

Meuthen war schon lang nicht mehr ganz Cochef – Beklopptes im Januar

Warum die Affen nicht mehr durch den Wald rasen dürfen, sondern nur noch auf deutschen Autobahnen, und warum an deutschen Helmen die Welt genesen soll – aber bitte nur noch drei Monate lang! Der Monatsrückblick auf den Januar.

Autor:  Tilman Lucke

 

7. Januar: Zum ersten Mal wird einem Menschen ein Schweineherz eingepflanzt. Zuvor hatte bereits die deutsche Ampelregierung eine Pionierleistung vollbracht, indem sie sich vor der Debatte um die Impfpflicht Hasenherzen einpflanzen ließ. Ein Triumph der Medizin – anders als die Pandemiepolitik.

 

12. Januar: Frank-Walter Steinmeier fordert eine „Debattenpflicht“ um die allgemeine Impfpflicht –während das Land um ihn herum bereits seit zwei Monaten über genau diese Impfpflicht debattiert. Regelmäßiger Nachrichtenkonsum ist nicht so seins. Steinmeier selbst will ausdrücklich keine Position beziehen und lädt stattdessen eine Impfgegnerin zur „Debatte“ ins Schloss Bellevue ein. Kurz vor seiner Wiederwahl zum Staatsoberhaupt stellt sich die Frage, ob man ihn offiziell in „Staatsüberhaupt“ umbenennen sollte – denn wozu braucht man ihn überhaupt?

 

17. Januar: Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums verkündet auf einer Pressekonferenz beiläufig die Verkürzung des Genesenenstatus. Auf die Frage: „Ab wann tritt das in Kraft?“ lautet seine Antwort nicht etwa, das trete nach seiner Kenntnis sei das sofort, unverzüglich. Die Verkürzung war nämlich unbemerkt bereits zwei Tage zuvor in Kraft getreten, und zwar durch Veröffentlichung auf der RKI-Homepage. Günter Schabowski wäre stolz! Hätte die SED 1989 die Information über die Grenzöffnung einfach heimlich auf ihrer Homepage platziert, stünde die Mauer heute noch.

 

17. Januar: Rassismus-Skandal bei ZDF Kultur: In einem Beitrag über Kinderlieder wird dem Song „Die Affen rasen durch den Wald“ ein rassistischer Inhalt zugeschrieben. Frage: Wer ist rassistisch: Derjenige, der „Affen“ singt und Affen meint, oder doch eher derjenige, der „Affen“ hört, dabei an dunkelhäutige Menschen denkt und deshalb Rassismus wittert? Nicht vergessen: Im Aufzug nach dem Furzen immer als Erster die Nase zuhalten!

 

18. Januar: Die frühere Justiziarin des Kölner Erzbistums verliert gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber: Weil sie in ihrer Funktion ständig Akten durchsehen musste, in denen es um Kindesmissbrauch ging, hatte sie Schmerzensgeld gefordert. Das Kölner Arbeitsgericht ist allerdings der Ansicht, eine Konfrontation mit Missbrauch gehöre für Kirchenangestellte zum normalen Berufsrisiko.

 

19. Januar: Die Frist für den Umtausch der ersten Führerscheine endet. Bis 2033 sollen alle BürgerInnen jahrgangsweise ihre alten Fahrerlaubnisse in neue, nur noch 15 Jahre lang gültige Führerscheine umtauschen. Die Regelung war schon 2010 vom Bundestag beschlossen worden. Eine Gruppe von FDP-Politikern sehen in diesem weitsichtigen Zeitplan ein mögliches Vorbild für die Einführung einer gestaffelten Impfpflicht. 

 

24. Januar: Die chinesische Regierung fordert ihre Bürger auf, keine Pakete mehr im Ausland zu bestellen – wegen Corona. Bitte bestellen auch Sie keine Pakete mehr in China – wegen China.

 

26. Januar: Deutschland steht gegen Russland fest an der Seite der Ukraine – mit fünftausend Helmen. Die Hilfslieferung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da diese Helme die einzigen funktionierenden Waffen der Bundeswehr sind. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erwägt, zusätzlich einige G36-Gewehre zu spenden, deren krumme Flugbahn es ukrainischen Soldaten erlauben würde, an den Separatisten vorbei in Richtung der russischen Angreifer zu schießen. Doch für einen solchen Export wären diverse Unterschriften, Formulare und Durchschläge nötig, weshalb die Rest-Ukraine im Jahr 2036 mit einer Auslieferung rechnen könnte. Deutsche Hilfe ist in den Krisen der Gegenwart weltweit unverzichtbar: Die Kanareninsel Palma erhält nach dem Vulkanausbruch per Expressversand fünftausend Ventilatoren; Brasiliens Gesundheitsämtern greift die Bundesregierung mit fünftausend Metern Faxpapier unter die Arme; dem Inselstaat Tonga spendet sie nach dem Tsunami fünftausend Hochwasserhosen; und rechtzeitig vor dem nächsten Ebola-Ausbruch will die Ampelkoalition fünftausend fraktionsübergreifende Gruppenanträge für eine gestaffelte Ebola-Impfpflicht ab 50 nach Afrika schicken.

 

27. Januar: Ralph Brinkhaus, Kurzzeit-Fraktionschef der CDU/CSU, übergibt seinen Posten an Friedrich Merz und legt sich damit freiwillig auf den Friedhof der Merzgefallenen.

 

28. Januar: Zum dritten Mal in ihrer noch kurzen Geschichte verliert die AfD einen Teil ihrer Doppelspitze. Kein Wunder: Partei-Exilant Jörg Meuthen galt vielen in der Partei schon länger als nicht mehr ganz Cochef.

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".