16.03.2022

No. 202

Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Autor: Martin Valenske

 

Diese Woche hätte sie wieder stattfinden sollen: Die Leipziger Buchmesse. Leider musste sie wegen Corona schon wieder ausfallen. Und das ist wirklich problematisch. Die Deutschen greifen ohnehin schon immer seltener zum Buch. Viele Abiturient*innen glauben z.B. mittlerweile schon, Goethes Vorname sei » Fuck you«. Dabei sind Bücher doch so wichtig! Würden zum Beispiel mehr Menschen den »Knigge« lesen, wären Twitter und Facebook bessere Orte. Gute Bücher sind wichtig, um Fake News zu begegnen.

Gute Bücher sind aber auch wichtig, um die großen Konflikte unserer Zeit zu verstehen. Nehmen wir doch nur einmal die aktuellen und gefährlichen Spannungen zwischen den USA und Russland. Seit über 70 Jahren entscheiden diese beiden Supermächte über Krieg und Frieden. Das ist eine unendliche Geschichte. Die Amis stationieren überall Atomraketen. Von daher: Im Westen nichts Neues. Sogar auf U-Booten haben die Raketen, 20.000 Meilen unter dem Meer. Damit kommen sie in 80 Tagen um die Welt. Was das kostet, ehrlich. Das Kapital hätte ich auch gerne. Auf der anderen Seite ist der kleine Prinz Putin. Die Russen haben ja eskaliert, als sie sich die Ukraine geschnappt haben. Die Räuber. Bei diesem Konflikt will keine Seite klein beigeben. Ist ja auch eine Frage von Stolz und Vorurteil. Und wenn ein Konflikt so lange existiert, dann ist die Gretchenfrage natürlich die nach Schuld und Sühne. Darüber kann man 1001 Nacht lang diskutieren. Das ist eine echte Odyssee. Passiert mir regelmäßig auf Familienfesten.

Unsere Familienfeste sind sowieso immer eine Göttliche Komödie. Da sitzt die gesamte Wahlverwandtschaft zusammen in Onkel Toms Hütte, der wohnt Berlin Alexanderplatz Ecke Zauberberg. Das ist da, wo die wilden Kerle wohnen. Da treffen wir uns jährlich seit 1984. Meine Neffen Max und Moritz spielen mit den Nachbarskindern Romeo und Julia auf der Blechtrommel den Radetzkymarsch, und die Erwachsenen streiten  leidenschaftlich über Politik. Das sind wirklich Sternstunden der Menschheit. Bis ich irgendwann mit der Faust auf den Tisch haue –  zweimal – und alles runterfällt. Das ist natürlich eine Tragödie, denn was liegt da auf dem Boden? Der zerbrochene Krug. Und ich muss gestehen, mein Kampf mit der Verwandtschaft ist wirklich jenseits von Gut und Böse. Das ist die Pest. Aber alles halb so wild, spätestens zum Frühstück bei Tiffany haben wir uns dann alle wieder vertragen getreu dem Motto: Viel Lärm um nichts. Ende gut, alles gut.

 


 
Martin Valenske ist zu sehen in: "Dauerstussverkauf" (Soloprogramm) und zusammen mit Henning Ruwe in "2022 - das kann heiter werden".