04.04.2022

No. 205

Warten auf die nächste Pandemie – Karl Lauterbach im Interview

Kurz vor der Abstimmung über die Impfpflicht hatten wir Gelegenheit, Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum aktuellen Corona-Regeldschungel zu befragen. Außerdem spricht der Vegetarier über seinen Beef mit Justizminister Buschmann, sein heimliches Laster und seine Pläne für das Jahr 2038. Ein Video des Interviews findet sich hier.

Autor:  Tilman Lucke

 

Gestochen scharf: Herr Lauterbach, das neue Infektionsschutzgesetz wurde ja von der FDP und Justizminister Buschmann weitgehend gegen Ihren Willen geschrieben. Mal ehrlich, da wurden Sie doch ordentlich über den Tisch gezogen!

Lauterbach: Da haben Sie recht. Ich hatte ja noch Glück, dass der Tisch von Herrn Buschmann nicht so lang war wie der Tisch bei Putin.

Gestochen scharf: Aber war das nicht eine Teilkapitulation vor der FDP?

Lauterbach: Das weise ich entschieden zurück. Ich hab’ nicht teilkapituliert. Ich habe vollständig kapituliert! Tutti completti. Aber das muss man auch verstehen: Der Buschmann hat einfach keine Lust mehr auf Corona.

Gestochen scharf: Ich auch nicht, Herr Lauterbach.

Lauterbach: Also, ich hätte schon noch Lust. Einige Jahrzehnte wird uns das Thema schon noch beschäftigen. Außerdem – was soll ich denn danach machen? Auf eine nächste Pandemie warten? Pest oder Tuberkulose? Haben Sie darauf Lust?

Gestochen scharf: Heißt das, wir reden beispielsweise im Jahr 2038 immer noch über Corona?

Lauterbach: Ja, hier habe ich die Fernsehzeitung vom 26. Januar 2038. Da läuft: „Markus Lanz – Wann kommt die Impfpflicht?“.

Gestochen scharf: Sie wissen jetzt schon, worüber Sie 2038 reden werden?

Lauterbach: Ja, die Sendung haben wir ja gestern aufgezeichnet.

Gestochen scharf: Wann kommt denn die Impfpflicht?

Lauterbach: Das werden Sie dann in der Sendung – auch nicht erfahren. Aber mal im Ernst: Als Minister hab’ ich da absolut keine Ahnung. Aber als Abgeordneter bin ich selbstverständlich dafür.

Gestochen scharf: Immerhin. Ihr Gruppenantrag zur Impfpflicht hat ja schon 235 Likes im Plenum bekommen. Wie haben Sie die 234 anderen Unterschriften zusammengekriegt?

Lauterbach: Ganz einfach: Ich hab’ an den Büros der Kollegen geklopft und gesagt: „Paket für Sie, und ich krieg’ hier noch ’ne Unterschrift.“

Gestochen scharf: Die neuen Corona-Regeln sind ziemlich unklar. Es hieß ja, die Länder wurden entmachtet. Das heißt, Söder darf jetzt keine Regeln mehr von sich aus erlassen, beispielsweise eine Maskenpflicht für Haustiere und Gartenzwerge. Ist das korrekt, das wäre nicht mehr möglich?

Lauterbach: Nein, das wär’ nicht mehr möglich. Definitiv nicht. Keine Chance.

Gestochen scharf: Wirklich nicht?

Lauterbach: Nein, nein, nein. Da fahren wir eine klare Null-Söder-Stategie. – Also, außer er nutzt die Hotspot-Regel: Die Länder können sich selbst zum Hotspot erklären.

Gestochen scharf: Was gibt es da für Voraussetzungen?

Lauterbach: Keine.

Gestochen scharf: Das heißt, jedes Bundesland kann sich einfach zum Hotspot erklären, und dann ist im April wieder kein Freedom Day?

Lauterbach: Das haben jetzt Sie gesagt.

Gestochen scharf: War das Gesetz wirklich so beabsichtigt? Weiß das Herr Buschmann?

Lauterbach: Wenn ich ihn das nächste Mal treffe, werde ich ihm sagen, dass mir das sehr leidtut. Nicht.

Gestochen scharf: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage an Sie als Christ: Sie essen ja kein Fleisch, Sie Kochen ohne Salz, und Sie sind Nichtraucher.

Lauterbach: Na ja, wenn keiner guckt, zünde ich mir schon mal ab und zu so ein Corona-Teststäbchen an.

Gestochen scharf: Wenn Sie so wenige Laster haben, gibt es dann eines, auf das Sie jetzt in der Fastenzeit verzichten?

Lauterbach: Es fällt mir schon sehr schwer, es ist ein harter Entzug, aber – ich mache Lanz-Fasten: nur noch eine Talkshow pro Woche.

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".