09.09.2022

No. 227

Abbas lacht sich ins Holocäustchen – Beklopptes im August

Während sich die Intendanz in Berlin auf teures, aber dünnes Parkett begibt, hat die Bundeswehr in Mali mit der Operation „Imusma" dringende Geschäfte zu erledigen. Friedrich Merz fordert einen Streckbetrieb im AKW Saporischschja, die CSU kritisiert politische Spielchen, und Geschichtslehrer Björn Höcke kann von seinem Fachkollegen Mahmud Abbas noch was lernen. Und Scholz kriegt von all dem mal wieder nichts mit. Der Monatsrückblick.

Autor:  Tilman Lucke

 

12. August:

Die Bundeswehr – eine Erfolgsgeschichte: Wegen des großen Erfolges setzt die Bundeswehr ihren Einsatz in Mali („Minusma") vorläufig aus. Da aber die bisher investierten 2 Milliarden Euro nicht irren können, nimmt Deutschland den Einsatz drei Wochen später wieder auf. Titel der neuen Mission: „Imusma". Wenn das mal kein Griff ins Klo wird! Aber einmali ist keinmali.

15. August:

Australiens früherer Ministerpräsident Scott Morrison gibt zu, dass er sich während der Corona-Krise heimlich als Chef von fünf Ministerien vereidigen ließ. Die betroffenen Ministerinnen hatten das nicht mitbekommen und einfach weiterregiert. Ein ungeheuerlicher Verdacht kommt auf: Hat sich umgekehrt Olaf Scholz zu Beginn dieses Jahres heimlich als Bundeskanzler entpflichten lassen und weilt längst mit Angela Merkel in der Uckermark? Plötzlich erscheint alles logisch! Morrison genießt indes seinen durch Abwahl redlich verdienten Ruhestand und nominiert sich zum Zeitvertreib gelegentlich stillschweigend für den Friedensnobelpreis oder lässt sich diskret zum Papst wählen.
16. August:

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unterstellt Israel auf einer Pressekonferenz in Berlin „50 Holocausts". In Mengenlehre hatte der Westhinterbänkler in der Schule gefehlt, dauert doch seine fünfjährige Amtszeit nun schon 17 Jahre (≙ 1,4 Hitler). Olaf Scholz wird hinterher gefragt, ob er Abbas nicht hätte widersprechen können, und antwortet schlumpfig: „Ja. Könnte ich. Das war's." Abbas lacht sich derweil ins Holocäustchen und hat mit seiner historischen Expertise gute Chancen auf die Leitung der nächsten Documenta.
17. August:

Christian Schmidt, der als CSU-Landwirtschaftsminister im EU-Rat durch Wortbruch für die Zulassung von Glyphosat gesorgt hatte, wirft der Regierung in einer Wutrede politische Spielchen vor und kritisiert die Verschleppung der dringend notwendigen Wahlrechtsreform. Auf Nachfragen bezieht sich Schmidt allerdings auf die Regierung von Bosnien-Herzegowina.
19. August:

Olaf Scholz ist zum zweiten Mal im Hamburger Untersuchungsausschuss geladen und gibt den Sokrates: Bezüglich des Cum-ex-Betrugs der Warburg-Bank weiß er immerhin, dass er nichts weiß. Der Kanzler erinnert sich nicht einmal daran, dass er beim ersten Besuch auch schon nichts wusste. Die EU-Betrugsbehörde hatte auch nichts mitbekommen. Ihr Name: OLAF.
19. August:

Der RBB-Skandal weitet sich aus: Anscheinend hat der Sender jahrelang ausgeschiedene Mitarbeiter weiterbezahlt. Möglicherweise, weil diese dem Sender weniger geschadet haben als die nicht Ausgeschiedenen.
22. August:

Pünktlich zum 200-jährigen Staatsjubiläum Brasiliens kommt das Herz des ersten Kaisers aus Portugal nach Brasília. Leider nur als Leihgabe. Wo der aktuelle Präsident Jair Bolsonaro doch so dringend eines gebraucht hätte!
23. August:

Die Düsseldorfer FDP fordert ein Tempolimit! Allerdings nur für Radfahrer. Diese sollen künftig mit höchstens 10 Stundenkilometern unterwegs sein. Kurzzeitige Ausnahmen sollen lediglich für solche Radfahrer gelten, die von SUVs oder LKWs mitgeschleift werden.
25. August:

Im bombardierten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine wird eine Notabschaltung durchgeführt. Friedrich Merz kritisiert diesen Schritt als ideologisch und fordert einen Streckbetrieb bis 2060.
29. August:

Die Deutsche Post stellt ihr Angebot „E-Post" ein. In einer weiteren, mit Spannung erwarteten Pressemitteilung will der Konzern bald mitteilen, was eine „E-Post" überhaupt war.
30. August:

Michail Gorbatschow hat es geschafft: Im Gegensatz zum Rest der Menschheit ist Russland für ihn endlich vorbei.
31. August:

Die Bilanz des Neun-Euro-Tickets fällt gemischt aus: Viele Fahrgäste können noch nicht zu ihrer Erfahrung befragt werden, weil sie noch in einem vollen Regionalzug feststecken. Die Bahn zeigt sich kulant: Die Billigtickets gälten weiter, falls man sich in einer Fahrt befinde, die man vor dem 31. August angetreten habe. Laut Experten haben drei Monaten Neun-Euro-Ticket so viel CO2 gespart wie ein Jahr Tempolimit. In dieser Hinsicht klaffen Kosten und Nutzen allerdings auseinander: Ein Jahr Tempolimit hätte null Milliarden Euro gekostet, während das Billo-Billett mit 2,5 Milliarden Euro zu Buche schlägt. Überhaupt haben die Deutschen die Sommersause (wenngleich vom Sausen selten die Rede sein konnte) einzig und allein dem Angriff auf die Ukraine zu verdanken. Fahrgastverbände fordern daher für Frühjahr 2023 von Putin eine Ausweitung des Krieges auf Moldawien und 2024 auf Georgien, um den Deutschen auch in den nächsten Jahren den Sommer versüßen zu können.

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot", "Entweder Und!" und "Lucking zurück".