07.10.2022

No. 231

Putin hat ein Riesenrad ab – Beklopptes im September


In London wird eine Immobilie von 19 Millionen Quadratkilometern vererbt. Der neue Besitzer wird einiges dran machen müssen. Immerhin bekommt der neue König nun bedingungsloses Grundeinkommen – anders als die Berliner. Weitere Ereignisse des Monats September hier.

5. September: Das deutlichste Zeichen, dass die Pandemie vorbei ist: Die Toilettenpapierfirma Hakle meldet Insolvenz an.

6. September: In ihrer letzten Amtshandlung ernennt Elisabeth II. Liz Truss zur britischen Premierministerin. Boris Johnson wird sich geärgert haben, seinen Rücktritt nicht noch zwei Tage länger hinausgezögert zu haben. Wobei die Queen dann vermutlich einfach auch zwei Tage länger gelebt hätte, um ihn endlich loszuwerden.

7. September: Die Berliner Volksinitiative zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens scheitert an zu wenig Unterschriften: Statt 170.000 kamen innerhalb von sechs Monaten nur 122.000 zustande. Nicht eingerechnet sind all jene Berliner, die zwar bedingungslos für das Grundeinkommen waren, aber es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten, für eine Unterschrift vom Sofa aufzustehen.

8. September: Die Menschen erben immer mehr: In London wird eine Immobilie von insgesamt 19 Millionen Quadratkilometern vererbt. Ob der neue König Charles in seiner zweijährigen Amtszeit überhaupt die Grundsteuererklärung schafft?

10. September: Wladimir Putin weiht in Moskau das größte Riesenrad Europas ein. Aufgrund von Materialermüdung macht es bereits am folgenden Tag wieder schlapp. Es läuft einfach nicht rund für den Westentaschen-Feldherrn. Auch durch eine Generalmobilmachung werden die Gondeln nicht mobiler. Das Riesenrad trägt künftig den Ehrentitel „BER der Lüfte“.

12. September: Die Regensburger Domspatzen schulen erstmals auch Mädchen ein. Grund waren Diskriminierungsklagen heterosexueller Geistlicher, die endlich auch auf ihre Kosten kommen wollten.

19. September: Die Welt schaut zu, wie Elisabeth II. beerdigt wird. Manche Briten hatten zum Abschied über 30 Stunden lang in der Schlange gewartet. Einer wartete auf diesen Moment sogar 70 Jahre lang.

20. September: Die Bundesregierung verkündet die Verstaatlichung des Gaskonzerns Uniper. Die Ampelkoalition rettet damit eine hochverschuldete Institution. Als nächstes wird das Bundesfinanzministerium verstaatlicht.

22. September: Der Islam wird 1.400 Jahre alt! (In Iran wollen seltsamerweise nicht alle mitfeiern.) Das Alter sieht man ihm gar nicht an – man hätte ihn auf kein Jahr älter als 5999 Jahre geschätzt. Übrigens macht die jüngste Weltreligion sich selbst älter, als sie ist (1.443 Jahre), indem sie ihren eigenen Kalender verwendet, in dem das Jahr nur 354 Tage dauert. Non-Prophet-Organisationen kritisieren daher, der Islam sei schon immer der Grund gewesen, warum Menschen in den Mond gucken. Der Islam begann 622 mit einer Flucht – und Flucht ist bis heute eine beliebte Folge des Islam.

23. September: Der Zusammentritt des aktuellen italienischen Parlaments ist genau viereinhalb Jahre her. Es könnte ein außerordentlich unbeachtliches krummes Jubiläum sein – wäre da nicht eine spezielle Regelung: Laut Gesetz muss man fünf Jahre gesessen haben – im Parlament – um pensionsberechtigt zu sein. Diese Dauer kann aber auch durch Aufrunden erreicht werden, sprich nach 4,5 Jahren. Folglich war nach dem Platzen der Regierung im Sommer allen Beteiligten klar, dass die Neuwahl frühestens Ende September stattfinden sollte, damit die Parlamentarier trotz ihres Hungerlohns von 14.000 Euro im Monat wenigstens im Alter ruhig schlafen können.

25. September: Die Schweizer stimmen für die Anhebung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre. Bisher hatte es ein Jahr unter dem entsprechenden Alter für Männer gelegen, aus einem ganz praktischen Grund: Da Schweizer Männer im Durchschnitt ein Jahr älter sind als ihre Frau, konnte ihnen nicht zugemutet werden, in Rente zu gehen und plötzlich allein zu Hause zu sitzen. Damit also auch im Alter das Essen täglich pünktlich auf dem Tisch stand, war das Rentenalter von 64 entstanden. Weil nun die armen Schweizer Männer bei Renteneintritt plötzlich unversorgt sind, wird ihre Lebenserwartung vermutlich abrupt auf genau 65 Jahre absinken.

26. September: Vier undichte Stellen an Gaspipelines auf skandinavischem Meeresgrund: Wickie-Leaks!

27. September: Der Berufsbekloppte Wolfgang Kubicki bezeichnet in einem seltsam lichten Moment den türkischen Präsidenten Recep Erdoğan als „Kanalratte“. Erdoğan fühlt sich in seiner Ehre gekränkt: Sein Großvater jämmerlicherseits stamme schließlich nicht von Ratten, sondern von reinrassigen Angoraziegen ab.

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Satirischer Monatsrückblick" und in seinen Soloprogrammen "Entweder – UND!" und "Lucking zurück".