14.10.2022

No. 232

Deutschland 2050 – Teil 1


Von Martin Valenske

Beim Thema Klimawandel denken viele Menschen erst einmal an hungrige Eisbären auf schmelzender Scholle oder überflutete Dörfer in Bangladesh. Doch auch auf uns kommen große Veränderungen zu. Mehr darüber erfährt man in dem sehr informativen Buch »Deutschland 2050« der Autoren Reimer und Staud. Dieses Buch kann man wirklich – Achtung Wortspiel – wärmstens empfehlen. Hier wird eindrücklich beschrieben, was uns so alles blühen wird oder genauer gesagt, was so alles nicht mehr blühen wird – schließlich ist die Klimaerwärmung für Flora und Fauna ein ziemlicher Stresstest: »Die Zahl der sogenannten heißen Tage (an denen das Thermometer 30 Grad Celsius überschreitet) hat seit 1951 um 170 Prozent zu-, die der Schneetage um 42 Prozent abgenommen. Der Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr hat sich seit 1961 um bis zu drei Wochen nach vorn verschoben« (ebd.: S. 14-15).

Werden zukünftige Sommer noch heißer, wird sich wohl auch hierzulande die aus dem Süden bekannte Siesta etablieren. Beamte probieren das übrigens schon seit Jahrzehnten und haben somit frühzeitig auf den Klimawandel reagiert. Vorbildlich!

Ein weiteres zu erwartendes Problem: »Hitze- und Dürresommer wie 2018 und 2019 werden Mitte des Jahrhunderts normal sein, ebenso extrem milde Winter wie jener 2019/20. Es wird immer öfter Sturzregen und Überflutungen geben, und doch vielerorts viel trockener sein als heute. Es wird mehr Unwetter geben und höhere Sturmfluten an den Küste« (ebd.: S. 16).

Gerade die Küstenregionen sind von Sturmfluten und einem ansteigenden Meeresspiegel betroffen. Werden keine Klimaschutzmaßnahmen getroffen, wird Bremerhaven Ende des Jahrhunderts wie Atlantis untergehen – nur, dass bei Bremerhaven natürlich niemand von einer Hochkultur sprechen wird.

Und der Bau höherer Deiche ist auch keine einfache Sache. Soll ein Deich nur 1 m erhöht werden, dann muss er ganze 7 m in die Breite wachsen, um weiterhin stabil zu sein. Wir können uns also in Zukunft aussuchen, was unsere Küstenstädte platt machen soll: Das ansteigende Meer oder der Deichbau?

Bei aller Dramatik sollte man jedoch nicht unerwähnt lassen, dass der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels natürlich auch positive Aspekte hat. Sollte das angestiegene Meer zukünftig bis nach Hannover reichen, dann hätte die schönste Landeshauptstadt Niedersachsen durch den direkten Zugang zum Meer endlich ihre erste Sehenswürdigkeit. Damit hätte wohl auch niemand gerechnet.

Mehr zum Thema Klimawandel gibt es übernächste Woche im zweiten Teil dieser Kolumne. Dann geht es u.a. um die vielen tollen Vorteile der Klimaerwärmung.