02.12.2022

No.239

2022 – der gereimte Jahresrückblick

Gestochen scharf
Folge 239: 2022 – der gereimte Jahresrückblick
Tilman Lucke

Die Krisen-Trilogie – von den Machern von „2020" und „2021" erscheint nun „2022"! Ein weiterer Teil ist in Arbeit, aber über den wird noch nichts verraten. Wir blichen erst einmal im Schnelldurchlauf auf das Jahr 2022 zurück. Zum Song hier klicken

Zweitausendzweiundzwanzig ist bald überstanden,
doch wir sind mutig, und wir sehn noch mal zurück:
Da kam die Würde manches Mal sehr schnell abhanden.
Mal hat man Pech, und mal ham andre einfach Glück.
Jörg Meuthen hat das AfD-Programm gelesen,
und bei den Schwarzen ist im Januar schon Merz.
Dann gibt es einiges Gewese ums Genesen,
und ein paar Helme wandern ukrainewärts,

Dann sorgt Tief Wladimir im Februar für einen schlimmen Sturm,
während Gauck für seine Freiheit gerne friert.
Putin lässt gar nicht so ungern
Scholz am langen Tisch verhungern,
und Olympia wird quarantänisiert.

Als man am „Freedom Day" noch auf die Freiheit wartet
und Christian Drosten nicht mehr regelmäßig funkt,
hat Herr Selensky seine Welttournee gestartet
und schrumpft im März zum Bundestagesordnungspunkt.
Christine Lambrecht darf, warum auch immer, bleiben,
doch Anne Spiegel bindet ihre Laufbahn ab.
Als im April paar Pazifisten Briefe schreiben,
lacht sich gewiss im Kreml einer drüber schlapp.

Am achten Mai wird Schleswig-Holstein von der AfD befreit,
und in Deutschland zählt das Volk sich wieder mal,
Elon Musk verliert beim Zocken,
und die Affenpocken schocken,
und in Frankfurt holt Herr Feldmann den Pokal.

Die Documenta wird – wer kann denn so was ahnen? –
zu einem Mekka für den Judenhass der Welt.
Im Juni schwitzt das ganze Land in vollen Bahnen,
doch sind neun Euro für die Bahn noch zu viel Geld.
Im Juli sind die „Stones" seit sechzig Jahrn am Singen –
das sind rund zwanzig Boris Johnsons an der Zahl.
Und Christian Lindner schreitet froh zum Tausch von Ringen –
zum Glück gelingt der Ringtausch dieses eine Mal!

Herr Gorbatschow hat Russland endlich überstanden im August,
und auch Trude Unruh legte sich zur Ruh.
Schließlich heißt es auch „ade"
bei ARD und RBB
für die Frau Schlesinger und auch für Winnetou.

Ein Inselvolk, das sich seit Jahren nur noch streitet,
ist im September so wie nie im Schmerz vereint,
als dort ein Dudelsack die Queen ins Grab geleitet.
Und ausnahmsweise ist ihr Sohn hier nicht gemeint.
Noch kommt kein „Bubatz" im Oktober in die Tüte,
in London sagt schon wieder irgendwer „goodbye",
Herr Putin schenkt sich zum Geburtstag vier Gebiete,
und in Museen fliegt so manche Leckerei.

Bei vielen Wahlen im November siegt zum Glück noch die Vernunft,
Netanjahu feiert trotzdem 'nen Gewinn.
Acht Milliarden Menschen gibt es,
und bei vielen davon piept es,
doch beim Fußball guckt angeblich keiner hin!

Wir lucken heute auf ein Jahr zurück im Wandel,
zweitausendzweiundzwanzig war voll Abs und Aufs,
mit freien Ländern, freier Fahrt und freiem Handel
und freiem Fall im Falle manchen Lebenslaufs.
Ich würde dieses Jahr so liebend gern verklagen,
es gibt so viel, was ein Jahr besser machen kann!
Im nächsten geht es aufwärts, lässt sich jetzt schon sagen.
Wir sehn uns wieder auf der Bühne irgendwann!


Tilman Lucke ist zu sehen in der Late-Night-Show „Frisch gepresst – der satirische Monatsrückblick" sowie in seinen Soloprogrammen „Entweder – und!" und „Lucking zurück". Außerdem moderiert er jeden Donnerstag den Podcast „Lucke & Hengstmann" und leitet das Zungenspitzer-Festival.