08.07.2019

No. 61

Irre sind menschlich – der Halbjahresrückblick 2019, Teil 1

Gute-Kita-Gesetz, Pinkelangriff von Friedrichshain & wie #FridaysForFuture von Jesus erfunden wurde

 

Die erste Jahreshälfte 2019 hat gut vorgelegt: Auf dem Irrometer ist schon mindestens das Niveau von 2018 erreicht. Schüler machen blau, Söder macht sich zum Horst, Scheuer macht seinem Namen alle Ehre, AKK macht schlechte Witze, und Franziska Giffey macht gute Gesetze statt guter Wissenschaft. Januar bis März 2019 machen Lust auf mehr.

Autor: TILMAN LUCKE

 

Folge 61: Irre sind menschlich – der Halbjahresrückblick 2019, Teil 1

 

1. Januar: Das „Gute-Kita-Gesetz" tritt in Kraft durch Freude. Schöpferin dieses sehr guten Gesetzes ist Schöne-Worte-Ministerin Franziska Giffey. Die GroKo wird auf ihr Geheiß kurz darauf in GuKo umbenannt. Schöne Namen für Gesetze sind in Deutschland Tradition – selbstverständlich gute: Auch der Urheber des „Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich" vom 23. März 1933 fand diesen Namen damals ziemlich gut.

9. Januar: Gerd Müller sitzt in Malawi fest, weil sein Regierungsflugzeug ausfällt. Passenderweise ist Müller Entwicklungshilfeminister und kann bei der Regierung in Malawi gleich Entwicklungshilfe beantragen. Der CSU-Politiker nutzt die freien Tage, um sich staunend davon zu überzeugen, wie gut in Afrika das Internet ist.

15. Januar: Einer neuen Studie zufolge hat die ganze Menschheit insgesamt 244 Billionen Euro Schulden. Bei wem eigentlich?

19. Januar: Markus Söder macht sich zum Horst und lässt sich zum CSU-Vorsitzenden wählen. Andreas Scheuer kommentiert, dies verstoße „gegen jeden Menschenverstand". Es stellt sich heraus, dass er nur das Tempolimit auf Autobahnen gemeint hatte.

27. Januar: Ein Kino im Westerwald wirbt damit, dass AfD-Mitglieder am Holocaust-Gedenktag freien Eintritt in den Film „Schindlers Liste" bekommen. Was denkt das durchschnittliche AfD-Mitglied bei einer solchen Werbung? 1.: „Cool, da gibt's was umsonst! 2.: „So ein Scheißfilm! Bei ‚Jud Süß' würde ich hingehen." Oder denkt es 3.: „Das ist aber nett. Aber wer oder was war noch mal der Holocaust?"

28. Januar: Dänemark beginnt mit dem Aufstellen eines Zauns gegen die Einwanderung von Wildschweinen aus Deutschland. Es sind strenge Grunzkontrollen geplant.

7. Februar: Huawei entwickelt eine Künstliche Intelligenz, die Franz Schuberts „Unvollendete" zu Ende komponieren kann. Das Nachfolgemodell dieser KI soll später irgendwann auch den Berliner Flughafen zu Ende bauen. Eine KI, die nach dem Koalitionsbruch im Herbst die GroKo zu Ende regiert, ist nicht geplant. Die GroKo habe nichts mit Intelligenz zu tun.

18. Februar: Kritik an Frisuren wird in New York als Rassendiskriminierung gesetzlich verboten. Dem berühmtesten Einwohner New Yorks, Donald Trump, gefällt das.

28. Februar: Annegret Kramp-Karrenbauer macht sechs Tage, nachdem sie selbst, beziehungsweise ihre beiden Namen, Opfer eines Bernd-Stelter-Witzes geworden waren, einen Witz über Gendertoiletten. Auf diesen Griff ins Klo folgt selbstverständlich ein Shitstorm. Der CDU-Chefin wird geraten, aus der Politik auszusteigen und weiter Comedy zu machen. Am besten mit Bernd Stelter. Als Trio.

19. März: Das kasachische Staatsoberhaupt Nasarbajew tritt zurück. Bescheiden, wie er ist – er war „Nur-Sultan", lässt er die Hauptstadt nach sich benennen. Hoffentlich bekommt Donald Trump nicht mit, dass man Hauptstädte nach Präsidenten benennen kann.

23. März: Ein Kölner Einbrecher lädt während der Arbeit sein Handy im Haus seiner Opfer und vergisst es am Ende mitzunehmen. Da nicht nur das Handy geladen wurde, sondern auch er selbst, wird er in den nächsten Jahren herausfinden können, warum Handy auf Englisch „Cell-Phone" heißt.

25. März: Auf dem Höhepunkt der Brexit-Krise bietet die EU London eine Austauschgeisel an: Campino wird Brite! Ein sogenanntes Punkerunglück. Jetzt ist in England endgültig tote Hose! Und es gibt endlich einen guten Grund, die Grenze dichtzumachen.

27. März: Das Europäische Parlament stimmt für ein Verbot von Einwegplastik. Melania Trump ist besorgt.

28. März: In Texas wird die Hinrichtung eines Buddhisten verschoben, um das rechtzeitige Einfliegen eines buddhistischen Mönchs zu ermöglichen. Der Delinquent war schon in seinem einen Leben recht vielseitig begabt: erst Sexualstraftäter, dann Ausbrecher, dann Räuber und schließlich Mörder. Für den Rest des Strafgesetzbuchs braucht er noch ein paar Leben, daher sei ein Wiedergeburtshelfer nötig, so das Gericht. Ein Tipp: Wenn Sie das nächste Mal zum Tod verurteilt werden, denken Sie sich irgendeine Religion aus, die es gar nicht gibt – zum Beispiel das Fliegende Spaghettimonster – und verlangen Sie geistlichen Beistand. Den muss die Justiz dann erst mal ranschaffen. Da suchen die die Nudel im Heuhaufen. Aber Spaß beiseite: Kurz vor dem Tod Buddhist zu werden, rettet Leben! Donald Trump hat bereits getwittert, künftige Opfer von Amokläufen sollten einfach kurz vorher konvertieren. Dann wäre alles in buddha.


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night" und in seinem Soloprogramm "Verdummungsverbot".