23.03.2018
Die Verseppelung geht weiter – Seehofers Flaschensammlung
Folge 02 | Merkel-Kabinett im Faktencheck 01
Die CSU ist die einzige Partei, die Angela Merkel nicht totregieren kann. Ober-Bayer Seehofer gilt als alkoholisches Wunder: Wer sonst kann magere 6,2 Prozent auf so viele Flaschen verteilen? Wir stellen die kompetentesten CSU-Minister vor.
Autor: TILMAN LUCKE
Haben Sie die CSU gewählt? – Nein? Fast niemand in Deutschland hat das getan, und dennoch sitzen die tolldreisten Trachtentunten seit Menschengedenken in fast jeder Bundesregierung – wobei „Menschen“ und „denken“ im Zusammenhang mit dieser Partei eine gewagte Assoziation darstellen.
Supersuper-Minister HORST SEEHOFER. In den schlaftrunkenen Koalitionsverhandlungen konnte er sich unbemerkt ein Wolpertinger-Ministerium zusammenzimmern: Da ist alles drin, vor allem sein Lieblingsthema „Heimat“. Das passt, denn schließlich will er auch die Flüchtlinge ihrer Heimat näherbringen. Dabei ist Seehofer seit kurzem selbst Flüchtling, weil er aus München weggemobbt wurde. Dort regiert nun ein Fundamentalist mit migrantischem Aussehen und türkischem Namen: Söder. Dieser hatte in München bekanntlich schon seit Jahren auf dicke Hose gemacht. Aber eben leider auf die von Seehofer. Dank dem neuen Heimatminister ist die Heimat aller Deutschen künftig per Dekret Bayern, die Weißwurst wandert ins Wappen, und „Dahoam is dahoam“ wird alleinige Nationalhymne. Deren zweite Strophe lautet übrigens: „Da Hoast is da Hoast“. Sein Büro baut Seehofer in seinem Hobbykeller neben der Modelleisenbahn auf. Wobei diese beileibe kein Hobby ist. Nein, da übt er: Dampf machen, Richtungswechsel, Signalstörungen, Entgleisungen und natürlich Personenschaden.
Einer musste das Kabinett verlassen: CHRISTIAN SCHMIDT. Der war ja als Landwirtschaftsminister nur nachgerückt – weil sein Vorgänger im Februar 2014 als Bauernopfer gehen musste. Hätten wir während Schmidts Brüsseler Glyphosat-Entscheidung im November 2017 eine funktionierende Regierung gehabt, wäre er bereits damals rausgeschmissen worden. Das darf eine geschäftsführende Kanzlerin aber nicht. Bekanntlich zog sich die Regierungsbildung etwas, so dass Schmidt, bereits zur Hälfte abgehalftert, sein vierjähriges Dienstjubiläum und damit nach der Kompetenz- auch eine Fristüberschreitung feiern konnte: Nach genau vier Jahren im Amt erreicht ein Minister nämlich seine Pensionsberechtigung. Dreistigkeit rentiert sich eben. Herzlichen Glykolwunsch, Herr Schmidt!
Im Verkehrsministerium herrscht hingegen Kontinuität: ANDREAS SCHEUERs verkehrspolitische Kompetenz ist exakt genauso groß wie die seines Vorgängers Dobrindt. Nach Scheuer ist sogar ein Adjektiv benannt – und wer außer Jürgen Klopp und Opa Knack könnte so etwas von sich behaupten? Sicher wird uns die CSU auch in den nächsten Jahren allerhand verfassungs- und europawidrige Gesetze aufs rechte Auge drücken, die wie die Pkw-Maut auf der Stecke bleiben und somit halb so schlimm sind.
Entwicklungsminister ist und bleibt GERD MÜLLER. Noch vier Jahre, und wir haben uns den Namen vielleicht gemerkt. Von ihm ist nahezu nichts bekannt, außer dass er statt Toren lieber Böcke schießt: Seine berühmteste Rede hielt er einst bei einem USA-Besuch – in einer noch unbekannten Fremdsprache: „Wi oll living in wan wörld! Ei laff ju oll.“ Mielke goes Hollywood. Oder sprach da etwa der nächste deutsche EU-Kommissar?
Für eine solch prächtige Flaschensammlung verdient Seehofer das höchste bayerische Lob: A Hund is er scho! Aber für ihn gilt wie für jeden Dackel: Der tut nichts, der will nur stören!
Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night" und in seinem Soloprogramm "Verdummungsverbot".