Otto Stark  (* 02. April 1922  – † 28. November 2018)

Nachruf


Am Mittwoch, 28. November 2018, verstarb unser ehemaliger Direktor Otto Stark.

1960 als Darsteller an die DISTEL gekommen und 1968 zum Direktor des Hauses berufen, prägte Otto Stark bis 1990 das Profil unseres Kabaretts.

In Wien geboren entkam er als Jugendlicher der Deportation und überlebte in England als einziger seiner jüdischen Familie das Nazireich. In London sammelte er erste Theatererfahrungen. 1946 kehrte er nach Wien zurück und legte dort seine Schauspielprüfung ab.
Sein künstlerischer Ziehvater in London, Paul Lewitt, inzwischen Schauspieldirektr in Dresden, holte ihn kurz nach Gründung der DDR an das dortige Staatstheater, wo er als Schauspieler und Regisseur erfolgreich agierte. Otto Stark trat 1953 der SED bei. 1954 gründete er die "Herkuleskeule". 1960 engagiert die DISTEL den Vollblutkabarettisten als Darsteller. 1968 wurde er zum Direktor des Hauses berufen.

Als Antifaschist bekannte sich Otto Stark offen und ehrlich zur DDR - dem Staat, der sich als antifaschistisch definierte.

Die Programme, die Otto Stark als Direktor des Hauses verantwortete, wurden von der Öffentlichkeit mitunter ambivalent wahrgenommen. Manche warfen ihm und damit der DISTEL zu viel Anpassung an die Erwartung der DDR-Oberen vor. Andere waren durchaus überrascht über die Schärfe der Benennung von Missständen in der DDR.
Die Kabaretts der DDR befanden sich immer in einem Spannungsverhältnis zwischen Unterordnung und dem Ausschreiten des durch die SED erlaubten Freiraums. In diesem Spannungsfeld vermied Otto Stark die politische Zuspitzung, sondern stand für den stets harmonisierenden Kompromiss, was ihm einzelne Ensemble-Mitglieder zunehmend verübelten. Für die Existenz der DISTEL in Zeiten einer zensurausübenden Staatspartei, noch dazu in der Hauptstadt, eine mögliche oder sogar geschickte, der Satire jedoch nicht immer gerechtwerdende Verfahrensweise.

Die Beendigung seiner Arbeit in der DISTEL 1989/90 gestaltete sich nicht ganz konfliktfrei. Aber Otto Stark und seine Frau Ilse Maybrid genossen es später, gern gesehene Gäste bei den Vorstellungen in der DISTEL zu sein. Noch am 13. Oktober 2018 besuchte Otto Stark die Premiere von „2018: Odyssee im Hohlraum“, dem Programm zum 65. DISTEL-Jubiläum. Im gleichen Jahr war er ein herzlich begrüßter Gesprächsgast innerhalb der Reihe „Kabarettgeschichte(n)", die im März 2018 unter dem Titel „Mit Wiener Schmäh durch den Sozialismus“ ausschließlich ihm gewidmet war.

Es gehört zu Otto Starks großen Verdiensten, dass sich die DISTEL in seiner Direktion zu einer der beliebtesten Ostberliner Theatereinrichtungen etablierte. Otto Stark war ein Komödiant der Sonderklasse, dem zuzusehen und zuzuhören immer und bis in die jüngste Zeit ein außerordentliches Vergnügen war, was ihm beim Publikum eine außerordentliche Beliebtheit einbrachte.

Ein Künstlerleben hat sich vollendet. Wir verneigen uns.

 

Kabarett-Theater DISTEL

29.11.2018