Andreas Wallat - Plakatkünstler von "Zirkus Angela","Das ist der Gipfel" und "Wohin mit Mutti"
Wallats Plakate sind bekannt; schon um die 400 Plakat stammen aus seiner Werkstatt - für Ausstellungen, Veranstaltungen, soziale Projekte, vor allem aber fürs Theater: u.a. für: Staatstheater Cottbus, Bühne Senftenberg, Theater Altenburg-Gera, Theater Görlitz, Staatsoperette Dresden, Staatsschauspiel Dresden.
Er wollte eigentlich "Theaterplastiker" werden. Dann wurde an der Bühne Senftenberg kurzfristig eine Grafiker gebraucht, er sprang ein und der Grundstein für sein berufliches Wirken war gelegt ...
Herr Wallat, wie würden Sie Ihren Beruf bezeichnen? Bildkünstler, (Theater-)Illustrator, visueller Künstler, …?
Früher wurden Menschen, die es in ihrem Handwerk zu besonderer Perfektion gebracht hatten, als Künstler bezeichnet. Heutzutage wird dieser Begriff inflationär für alle möglichen Zeitgeister mit großem Sendungsbewusstsein verwendet (Joseph Beuys »Jeder Mensch ist ein Künstler … Damit sage ich nichts über die Qualität …«). Als ich diesen Beruf ergriff, nannte man das Gebrauchsgrafiker. Ich sehe mich zum großen Teil eher als Handwerker. Der kleinere Teil ist »Bauchgefühl«.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen und für wen haben Sie alles schon gearbeitet?
Durch die Tätigkeit meiner Eltern, Vater Kapellmeister, vor allem aber durch die Mutter, Kostümbildnerin am Theater, bin ich stark geprägt. Meine Nachmittage nach der Schule verbrachte ich oft in der Schneiderei, im Malsaal oder im Schnürboden des Theaters. Ich bin Autodidakt – an Hochschulen wurde ich abgelehnt. Es waren Senftenberger Theaterleute mit großem Vertrauen, die mich als Theatergrafiker engagierten. Dort lernte ich das Handwerk »von der Pike auf« (für jüngere Leser: »learning by doing«). Später folgten Engagements an Theatern in Frankfurt/Oder und Cottbus aber auch Verträge mit Theatern in Görlitz, Leipzig, Gera, der Deutschen Oper am Rhein, der Staatsoperette und dem Staatsschauspiel Dresden. Dazu entstanden Arbeiten für Museen, Galerien und andere öffentliche Auftraggeber.
Wie kommen Ihnen Ideen, die ja meist komplette bildliche Neuschöpfungen sind – vermutlich Metaphern für den Inhalt / die Moral des Theaterstücks oder für den Titel oder für das Anliegen der Theaterkünstler?
Wenn wir hier von Plakaten sprechen, muss grundsätzlich gesagt werden, dass diese nicht die jeweilige Inszenierung illustrieren, sondern auf diese Produktion im öffentlichen Raum (unter dem Konkurrenzdruck anderer Ankündigungen) aufmerksam machen sollen. Da gibt es, gerade an Theatern, immer wieder Missverständnisse. Für die Ideenfindung gibt es leider keine Regel. Für manche Stoffe kommen Ideen wie von selbst (das ist dann offenbar eine der Musen), andere müssen hart erarbeitet werden. Dann sind Gespräche mit den jeweiligen Regisseuren oft sehr hilfreich. Aber auch das Spiel mit Erwartungshaltungen hat mich oft gereizt. Man kennt das romantische Bild eines durch die Lüfte segelnden Schiffes zu Wagners »Fliegendem Holländer«. Zwangsläufig interessierte mich die Gegensicht: Der Blick durch das Bullauge eines Eisentankers auf unsere (kleine) Welt. Gewehrt habe ich mich immer gegen allzu didaktische Lösungen, die streng der Inszenierungsabsicht folgen. Für eigene Interpretation offene Lösungen bieten eher die Chance, dass sich Betrachter mit ihrer Sicht wiederfinden. Und der »doppelte Boden«: Wo es sich anbietet, arbeite ich gern mit Elementen, die beim Näherkommen oder auch auf den zweiten Blick ein anderes, möglicherweise gegensätzliches Bild ergeben. Das hat mir beim Plakat für »Zirkus Angela« viel Spaß bereitet und wirkt hoffentlich ebenso auf die Besucher. Womit wir nun bei Ihrem Haus wären …
Wir, als Kabarett, bitten ja immer noch um einen Witz, einen satirischen Twist? Das war bei Zirkus Angela sicher etwas einfacher als noch bei „Wohin mit Mutti?“, wo Sie die Kanzlerin einfach unter einer Lampe versteckt haben. Das ist herrlich, die Leute mögen das Plakat sehr – wie kam die Lampenidee?
Wo würde ich Frau Merkel in meiner Wohnung verstecken? Im Schrank? Unterm Bett? Wohl kaum. Zudem wäre der Betrachter des Plakates des Spaßes beraubt, wenn er nicht doch mehr wüsste, als der Geheimdienst. Die besten Verstecke sind ja die ganz offensichtlichen. Das kennen wir aus der Tierwelt. Also verstecken wir die Frau unter der Lampe. Und den Aspekt, dass Frau Merkel uns auf diese Weise erleuchtet, finde ich zudem ganz lustig …
Sie gehen sicher häufig ins Theater. Mögen Sie auch Satire – z.B. im Fernsehen?
Jawoll! Eine Zeit lang schien es mir so, dass das Fernsehen außer »Scheibenwischer« mit Dieter Hildebrandt auf diesem Gebiet kaum etwas zu bieten hat. Dann kam »Die Anstalt« mit Urban Priol und Georg Schramm. Vor allem in Schramms Sarkasmus fand ich mich wieder. Auch die neuen »Insassen« finde ich sehr gut. Das ist natürlich das scharfe, politische Kabarett. Mich erfreuen mitunter aber auch humoristischere Sendungen wie die »Heute Show«. Und seit Monty Python habe ich beim Fernsehen kaum so gelacht wie bei »Sketch History«. Da gefällt mir die political incorrectness. Die Ausstattung ist toll und die Schauspieler sowieso. Die Kinski-Parodien sind inzwischen legendär. Sehr schööön.