Corona-Alltag in der DISTEL
Keine Vorstellungen seit dem 13. März 2020
Tja, Freitag, der 13. ... – da entschloss sich auch die DISTEL schweren Herzens, nicht mehr zu spielen. Nur einen Tag später wäre dann ohnehin die Senats-Verordnung gekommen, dass auch Theater mit weniger als 500 Plätzen schließen müssen.
Seit 1. April 2020 sind das gesamte Ensemble sowie Mitarbeiter*innen im Backstage-Bereich, im Besucherservice und in der Administration in Kurzarbeit.
Für die Schauspielerinnen, Schauspieler und Musiker war das ein Stopp "bei voller Fahrt" – die Proben für "Nachts im Bundestag" liefen z.B. gerade auf Hochtouren. Das Ensemble liefert nun Beiträge für DISTELflix LIVE , Start Sonnabend 16. Mai, 12 Uhr –seien Sie gespannt.
Das kleine Team vom Besucherservice und der Verwaltung arbeitet sich seit dem Schließungstag tapfer durch den Berg der Kartenrückgaben, Umtauschwünsche und E-Mail-Anfragen– besonders angesichts der erneuten Verlängerung der Schließung bis zum 31. Juli.
Der Kollege vom Vertrieb innovierte aus dem Homeoffice heraus unser Mailing-System (#CoronaDigitalisierungsSchub) und legte in kürzester Zeit ein Spenden-Programm auf.
Die Kollegin von der Buchhaltung muss tapfer sein, denn sie überweist unzählige Karten-Rückerstattungen und laufende Rechnungen – und darf sich bei der langen, langen Liste der Zahlungen nicht vertun. Sie registriert aber auch die eingehenden Spenden - und pflegt mit sehr spitzem Bleistift unseren Kontostand.
Die Kolleginnen von der Öffentlichkeitsarbeit haben sich ins digitale Archiv begeben, um auf dem neu eröffneten Webseiten-Angebot DISTELflix Videos und Audios von zahlreichen Kabarett-Szenen (und einiges mehr) zu präsentieren – und ergänzen das seit dem nahezu täglich. Neben der Stornierung von Plakatierungen, Flyerverteilung, Anzeigenschaltungen, werden Newsletter verfassst und die Social Media Kanäle gepflegt. Alle Kolleginnen sind hier im Homeoffice.
Unsere Techniker sind ebenso ziemlich beschäftigt – sie arbeiten an der Bühnentechnik und Elektrik. Und dann ist da noch das Requisiten- & Bühenbild-Lager – fertig wird man mit solchen Projekten eigentlich nie ...
Die Kollegin vom Künstlerischen Betriebsbüro musste über 15 Tourneetermine im März, April und Mai absagen, die sie vorher mühevoll arrangiert hatte (inkl. Hotel- und Reisebuchungen). Nach den Vertragsklärungen für all die abgesagten Vorstellungen bei uns im Haus, steht ihr jetzt zusammen mit dem Künstlerischen Leiter eine komplette Umdisponierung unseres Spielplan bis weit in das Jahr 2021 bevor – schließlich müssen inzwischen drei Premieren verschoben werden.
Und während der Künstlerische Leiter eigentlich noch in unzähligen Conference-Calls mit Schauspieler*innen, Musikern, Autoren und Regisseuren zur Spielplangestaltung steckt, inszeniert er jetzt parallel mit dem Ensemble und einem kleinen Team aus allen Bereichen auf unserer Bühne DISTELflix live – mit Sicherheitsabstand versteht sich und dennoch gestochen scharf.
Tja, und die Geschäftsführerin? Ihr qualmt gehörig der Kopf! Zusammen mit dem Künstlerischen Leiter und den Gesellschafter*innen heißt es jetzt für sie: rechnen, kalkulieren, diverse Öffnungs-Szenarien durchspielen, ein Hygeniekonzept entwickeln und vor allem hoffen, dass die Schließung nicht zu lange andauert. Darüber hinaus berät sie sich intensiv über Zukunftsoptionen mit den Intendant*innen aller Berliner Privattheater, in deren Runde auch ein Offener Brief an den Regierenden Bürgermeister und den Kultursenator verfasst wurde. Ab dem 11. Mai wartet dann der Fördermittel-Antrag aus dem Berliner Soforthilfeprogramm IV auf sie...
Die DISTEL hat derzeit keinerlei Einnahmen, da seit 1990 jeder Euro an der Theaterkasse verdient wird. Bis dato gab es keine staatliche Förderung und keinen Mietzuschuss – die DISTEL ist also zu 100% eigenfinanziert. Und deshalb danken wir von ganzem Herzen all denjenigen, die ihre Karten für abgesagte Vorstellungen in Gutscheine umwandeln, den Kartenpreis spenden oder uns auch ganz ohne zuvor gekaufte Karten mit ihrer Spende unterstützen. So viel Zuspruch und Solidarität ist – zumindest gefühlt – schon mal die halbe Miete und gibt uns allen Mut und Zuversicht.
Herzlichen Dank allen Spender*innen!
Blättern Sie sich durch unsere Bildergalerie mit Eindrücken aus der "leeren" DISTEL:
Fotos: ©AnneLiWestBerlin / Schnappschüsse vom Umräumen: DISTEL