Dagmar Jaeger - 25. DISTEL-Jubiläum im September 2015
Wir gratulieren und haben die Künstlerin befragt
Wie sind Sie zum Kabarett gekommen?
Zum Kabarett bin ich durch Zufall gekommen. Es wurde Ersatz für Ilse Maybrid gesucht, die ausschied, da ihr Mann nicht mehr Intendant war. Es war die Wendezeit und unglaublich spannend. Kollegen erzählten von Vorstellungen, die schon Jahre im Voraus ausverkauft waren. Das war jetzt natürlich anders. Wir hinkten der Realsatire immer ein wenig hinterher und mussten viel lernen. Das Programm „Uns gab’s nur einmal“ war mein Debüt an der Distel. Das ging dann so weiter, Programm folgte auf Programm. Die Arbeit, die Kinder und das Publikum hielten mich fit. Lachen ist unglaublich gesund und stärkt die Immunabwehr. Ich lache gerne und liebe es, in andere Personen und Denkansätze zu tauchen und dadurch Menschen zu unterhalten. Mir geht es immer schlecht, wenn ich keinen Abstand zu den Abläufen in unserer Gesellschaft habe. Darf ich mein Handwerk - Darstellung - betreiben, wird der Kopf freier und es macht viel Spaß, mit den Kollegen auf der Bühne zu stehen.
Was waren Ihre kuriosesten Versprecher und /oder Bühnenpannen?
Den kuriosesten Versprecher habe ich nicht im Kabarett erlebt, sondern bei der Tragödie „Faust“. Ich saß als Gretchen schon im Gartenhäuschen und wartete auf das Religionsgespräch mit Faust, dieser schloss mit Mephisto den Pakt und sagte: „Sollt ich zum Augenblicke sagen, verweile doch ich bin so schön…“ Ich erahnte die Lachtränen von Mephisto, mir kamen sie auch und wenig später hob sich der Vorhang und ich hatte meinen ersten schlimmen “Hänger“ im Leben.
Welche prominenten Gäste saßen in Ihrem Publikum?
Prominente hatten wir viele in der „Distel“, Bundestagspräsidenten, Minister, Abgeordnete. Aber wirklich aufgeregt war ich nur bei Dieter Hildebrandt. Ein Mann, den ich sehr verehrte. Oder wenn die Familie im Saal sitzt.
Lacht das Berliner Publikum anders als das auf den Tourneen?
Das Berliner Publikum ist sehr gemischt - Berliner und Touristen. Eine Vorstellung in einem anderen Bundesland ist viel homogener. Der Rheinländer ist leichter zu unterhalten als ein Norddeutscher zum Beispiel. Das ist natürlich sehr pauschal. Das Verblüffende bleibt, dass jede Vorstellung anders läuft, eine andere Temperatur hat. Da spielt natürlich auch die Verfassung und Kraft des Ensembles eine entscheidende Rolle.
Welche Kabarettsendung im TV schauen Sie regelmäßig?
„Neues aus der Anstalt“ und „Heute show“
Wie gelang es Ihnen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?
Organisation und Passion.
Jagen Sie privat auch jedem Witz hinterher?
Neeeeee!!! Diese Menschen strengen mich auch privat zu sehr an.
Was machen Sie am Liebsten in Ihrer Freizeit?
Lesen, Familie pflegen, mit Enkelkindern spielen, reisen.
© Marcus Lieberenz