03.02.2020

No. 89

Ein Virus kommt selten allein.

Es gibt kein Gegenmittel, es verbreitet sich schnell und ist Made in China. Das Coronavirus ist also  wie ein neues iPhone. Da das Virus besonders ältere Leute gefährdet, ist es auch Bestandteil von Friedrich Merz’ nächster Rentenreform.

Autor: Martin Valenske 

 

 

Bis Halloween ist zwar noch etwas Zeit, aber die Welt gruselt sich schon jetzt. 305 Menschenleben hat das Coronavirus mittlerweile auf dem Gewissen, in China werden ganze Städte abgeriegelt und das medizinische Personal ist überlastet. Viele Ärzt*innen laufen schon auf allen Viren. Die Menschen sind derart verunsichert, dass sie weltweit Google befragen – kein Witz – ob das Coronavirus mit dem bekannten Corona-Bier zusammenhängt. Diesen Leuten sei gesagt: 10 Flaschen am Morgen reichen als Impfschutz völlig aus. 

Doch vergleichen wir das neue Virus einmal mit bekannten Krankheiten. Alleine im letzten Jahr gab es 140.000 Tote durch Masern, 405.000 Tote durch Malaria und 1,5 Millionen Tote durch Tuberkulose. Können Sie sich das vorstellen? 140.000 Tote durch Masern? Alleine im Prenzlauer Berg! An diese Krankheiten haben wir uns allerdings gewöhnt. Tausend Bilder von Tuberkoluse-Kranken erreichen zusammengenommen weniger Klicks als ein Katzenvideo. Solch ein Desinteresse führt laut WHO aber zu einer sinkenden Bereitschaft, in die Bekämpfung dieser Krankheiten zu investieren.

Natürlich ist das kein Plädoyer dafür, die Gefahren auf die leichte Schulter zu nehmen. Schließlich kann das Coronavirus besonders für Alte und Vorerkrankte tödlich sein. Deshalb ist es ja auch eine tragende Säule in Friedrich Merz’ nächster Rentenreform. Auch unterscheidet es sich in mancherlei Hinsicht von anderen Krankheiten und Seuchen. Es ist neu, es gibt derzeit kein Gegenmittel, es verbreitet sich schnell und ist Made in China. Im Grunde genommen ist das Coronavirus wie ein neues iPhone. Viele Betroffene suchen gar keine Hilfe, weil die Symptome bei ihnen relativ schwach sind und auch wieder von alleine abklingen. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist das Coronavirus also deutlich leistungsschwächer, bekommt aber die zehnfache Medienaufmerksamkeit. Wie ein neues iPhone.

Diese Medienaufmerksamkeit erklärt sich aus einem komplexen Wechselspiel zwischen Medien und Wissenschaft, welches hier einmal in seiner ganzen epischen Breite dargestellt werden soll: 

 

Medien: »Müssen wir alle sterben?«

Wissenschaft: »Nun ja, irgendwann müssen ja alle einmal sterben…«

Medien: »Es ist also tödlich. Wann werden wir alle sterben?«

Wissenschaft: »Das kommt ganz darauf an…«

Medien: »Die Wissenschaft hat keine Antworten. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein?«

Wissenschaft: »Die Lage ist sehr ernst, aber es besteht absolut kein Grund zur Panik!«

Medien: »Vielen Dank. PANIK!!!«

Wissenschaft: »Wir haben doch gesagt, kein Grund zur Panik«

Medien: »Sorry, wir haben nur Panik verstanden.«

 

Und wem das jetzt immer noch zu abgeklärt ist, der wird vielleicht in seriösen und anerkannten Wissenschaftsjournalen wie Facebook oder Twitter fündig. Hier erfahren wir, dass es sich beim Coronavirus um eine geheime Bio-Waffe der Echsenmenschen handelt. Und dagegen helfen bekanntlich nur mit Rosenwasser desinfizierte Aluhüte.

Um das Ganze abschließend einmal ganz zugespitzt zu formulieren: Die Präsenz des Coronavirus in den Medien und im öffentlichen Bewusstsein ist genau so, also würde die Weltpresse nicht über eine stattfindende Fußball-WM berichten, sondern über die vierte georgische Regionalliga im Eiertanz.

In diesem Sinne: Gute Besserung. Und bleiben Sie gesund. 

 

 


Martin Valenske ist zu sehen in: "Ruwe & Valenske: Unfreiwillig komisch" und  "Ruwe & Valenske: Wir haben genug".