19.05.2020
No. 108
Corona-ABC
Teil 2: J bis Q
Während immer mehr Irre auf die Straße gehen und damit die von ihnen angezweifelte Normalität unter Beweis stellen, wollen wir einen Blick auf 26 Fakten rund um die Coronakrise werfen. Teil 2 des Corona-ABCs von J wie James Bond bis Q wie Quälerei.
James Bond: Zum 25. Jubiläumsfilm hätte James Bond „keine Zeit zum Sterben“ gehabt und findet nun überraschend doch Zeit. Eigentlich war die Filmpremiere bereits für 2019 angesetzt. Corona verschaffte der Agentenagonie nun schon die zweite Verschiebung. Frühere Filme waren noch am Fließbond produziert worden. Im Gespräch ist eine Umbenennung des Helden in „James Bahn“. In der Zwischenzeit jobbt Bond bei der EU – als Corona-Bond.
Kassenbons: Als im März plötzlich alle Ausscheidungen gestoppt wurden – im Sport und in den eigenen vier Wänden – drohte eine Popokalypse. War die Bonpflicht Anfang des Jahres noch als Bürokratie-Irrsinn verteufelt worden, war das Material im Frühjahr bereits vielfach als lebensrettender Klopapier-Ersatz im Einsatz.
Langbroich: Nachdem die Behörden geglaubt hatten, den Münchener Corona-Ausbruch vom Januar eingedämmt zu haben, geriet am 15. Februar eine Karnevalsfeier in dem Dorf Langbroich im Landkreis Heinsberg zur Corona-Party. In der fünften Jahreszeit galt paradoxerweise noch keine →Maskenpflicht. Ein Buch über jenen verhängnisvollen Abend ist in Arbeit: „Am Samstag kam das SARS zurück“.
Maskenpflicht: das absolute Mask Have. Verschwörungstheoretiker vermuten dahinter Elon Mask.
Nürnberger Würstchen: Markus Söder. Der Klassenbeste unter den 16 Länderchefs zog immer alle Maßnahmen zuerst durch. Bis auf die Schulschließungen: Da preschte das Saarland Mitte März an einem Donnerstagabend vor – leider nicht mehr zur Primetime und somit unbemerkt. Bereits im Morgenmagazin des Freitags stand Söder als großer Schul-Schließmuskel da. Das Markus-Söder-Institut für angewandte Großspurigkeit in München arbeitet derzeit an einer unabhängigen Studie, die belegen soll, dass bayerische SchülerInnen in geschlossenen Schulen mehr lernen als in 13 Jahren Bremen.
Oktoberfest: Zum ersten und einzigen Mal heißt es bei den Ethanolfestspielen 2020: Gesundheit geht vor! Gut so, denn da viele lockdownbedingt nicht wissen, welcher Monat gerade ist, hätte es sein können, dass das Oktoberfest im ganz falschen Monat gefeiert worden wäre. Im Oktober zum Beispiel. Die Maßmesse, derentwegen der deutsche Name in der Kulturwelt einen solch goldenen Klang besitzt wie sonst nur am Ballermann und in Stalingrad, wird nun online abgehalten. Markus Söder (→Nürnberger Würstchen) gibt den verhinderten Maßmenschen per Instagram Anleitungen in Homekotzing, kontaktloser Prügelei („Mit der Maß bis an die Murmel!“), sexueller Belästigung per Hologramm und Sitzpinkeln auf der heimischen Bierbank.
Polen: Der arme Lech Kaczyński! Polens Präsident starb 2010 bei einem Flugzeugabsturz. Wäre er eine Woche später abgestürzt, wäre der Luftraum in ganz Europa bereits wegen der Aschewolke gesperrt gewesen, und er würde heute noch leben. Wegen jener Aschewolke konnte dann auf seiner Trauerfeier auch kein einziger ausländischer Staatschef anwesend sein. 2020 hatte Bruder Jarosław als Oberpole einen großen zehnten Jahrestag geplant, und auch jetzt durfte kein Kollege einreisen. Wer da nicht an Verschwörungstheorien glaubt...
Quälerei: Schlachthöfe erweisen sich in der Coronakrise als Todesfalle. Also alles wie immer. Julia Klöckner plant jedoch den baldigen Umbau zur Maskentierhaltung.
Text: Tilman Lucke