02.11.2020

No. 132

500 Jahre Wahnsinn – von Kolumbus bis Trump

 

Seit vier Jahren ist der Wahnsinn Staatsform in den USA. Keine Pointe über Donald Trump, die sich dieser nicht schon selbst ausgedacht hätte, kein Dekret, das nicht gleichzeitig unter- und überzeichnet gewesen wäre, und kein Kopf, der über all das noch nicht geschüttelt worden wäre. Wie konnte es so weit kommen? Ein kurzer Blick in die Geschichte mag uns helfen. Keine Angst, zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg machen wir eine Pipipause.

 

Es fing alles ganz harmlos an. Mit einem Bekloppten: Christoph Kolumbus. Er und seine Fregatte Santa Maria takelten sich 1492 für ihre große Reise richtig auf. Kreuzfahrtscham gab es damals noch nicht. Kolumbus war zwar Europäer, brachte aber bereits die typischen amerikanischen Geografiekenntnisse mit nach Amerika. Und mit seiner Entdeckung war Polen offen. Also, Amerika. Ab hier ging der Wahnsinn los.

Wem das nicht gefiel: den Indianern. Da wären zum Beispiel die beiden Ureinwohner Winne One und Winne Two. Für die war es leider keine Winne-Winne-Situation, ebenso wenig wie für ihre beiden Freundinnen Inka und Maya. Aber das Argument „Das Kajak ist voll!“ nützte nichts. Die ersten europäischen Einwanderer waren hauptsächlich Wirtschaftsflüchtlinge und Asyltouristen, wie man sie heute nennen würde, beispielsweise Dutzende religiöse Fanatiker an Bord der berühmten „Mayflower“. Gotteskrieger pilgerten damals noch nicht wie heute nach Syrien.

Die Religionen in Amerika waren schon immer originell! Alles, was recht(s) ist. Beispielsweise die Mormonen. Da nahm einer seine komplette Familie mit aufs Schiff: Ehefrau, Tochter, Schwiegermutter, Cousine und Schwester. Und alles in einer Person! Die hieß Uta.

Ebenfalls auf der „Mayflower“ dabei: ein Tellerwäscher mit goldener Zukunft: Lecky Messer. Und nicht nur Menschen kamen über den Großen Teich, sondern auch mehrere äußerst promiskuitive Pockenviren. Die befielen stracks die beiden Winnes. Und die gingen dann ein. In die Geschichte. Als Pockahontas. Hätten sie mal besser Desinfektionsmittel getrunken!

Die Indianer waren also raus. Dafür wurde in die Geschichte eingewechselt: George. Er wurde 1789 der erste Präsident der USA und durfte sich deshalb nach deren Hauptstadt benennen. Dank George ging die Geschichte auch gut voran, das Land wurde – typisch Amerika – immer größer und breiter. Bis schließlich die Südstaaten sich verpissten und aus den USA austraten. 1861 – der amerikanische Bürgerkrieg begann: Nord und Süd stritten sich um die beste Art, Menschen auszubeuten. Der Süden regelte das über Sklaven, die zwanzig Stunden am Tag schufteten. Im Norden hatte man Glück und durfte nach dem Leistungsprinzip arbeiten. Das bedeutet: 25 Stunden am Tag. Aber nur das Leistungsprinzip ermöglichte überhaupt den amerikanischen Traum. Und davon profitierte niemand mehr als Lecky Messer junior. Er blieb Tellerwäscher.

Das zwanzigste Jahrhundert ist schnell erzählt: Nachdem die USA mal eben als Quereinsteiger den Ersten Weltkrieg gewonnen hatten, kam es zum Schwarzen Freitag. Wobei der heute nicht mehr so heißen darf, man sagt nun Maximalpigmentierter Freitag. Mit Migrationshintergrund. Auf einen Schlag ging es allen schlechter – außer einem: Lecky Messer dem Dritten. Er wusch nämlich immer noch Teller. Glückwunsch! Aber für alle anderen sind es schlimme Zeiten. Nicht einmal besaufen konnte man sich. Denn es war Prohibition: Es gab kein Bier! Nicht mal auf Hawaii. Alkohol durfte man noch illegal kaufen, bei Alk Capone.

1941. Die Japaner kamen zum Spontanbesuch nach Pearl Harbor und luden die USA zum Zweiten Weltkrieg ein. Die nahmen dankend an – und flogen 1945 zum Gegenbesuch nach Japan. Ein Gastgeschenk war auch im Gepäck, man will ja nicht unhöflich sein. Den Geschmack der Japaner trafen die Amis allerdings nicht, dafür etwas anderes. Dafür kamen die USA auf den Geschmack und fingen Kriege ab sofort auch mal ganz von alleine an.

Den Rest der amerikanischen Geschichte kennt man von Guido Knopp: Während der Kubakrise landen die Sowjets mit ihren Atomraketen auf dem Mond, Chuck Norris gewinnt den Vietnamkrieg gegen Nordkorea (7:1), Richard Nixon lässt im World Trade Center einbrechen, und zu guter Letzt wird George Bush im Irak hingerichtet. Oder so.

Und am Ende der Geschichte, also heute, haben die Amis endlich den bekloppten Präsidenten, den sie sich seit fünfhundert Jahren redlich verdient haben.

 

 

 Text: Tilman Lucke