26.02.2021
No. 149
Laschet siegt, Russland kriegt, Trump fliegt – Monatsrückblick Januar
Mecklenburg-Vorpommern lässt sich vor die russische Pipeline spannen; in Uganda läuft in Überlänge der Film „Museveni, Teil 7 – jetzt erst recht“; und wegen des Präventionsparadoxes werden wir nie wissen, ob Friedrich Merz an der CDU-Spitze wirklich verheerend gewesen wäre oder nicht.
6. Januar: #Kapitolverbrechen Ein paar Dutzend rechtsextreme Irre, die nur eine Minderheit der Bevölkerung vertreten, wüten im Inneren des US-Kongresses. Alles wie immer in Washington!
7. Januar: Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern richtet die „Stiftung Klima- und Umweltschutz“ ein. Einziger Vereinszweck ist der Bau der Pipeline „Nord Stream 2“. Fast alle Fraktionen sind dafür. Die AfD eigentlich auch, sie mag sowohl Gas als auch Russland, also auch beides zusammen. Allerdings ist sie natürlich gegen Klima- und Umweltschutz. Dilemma! Also muss sie sich enthalten. Zu spät erhält sie die Zusicherung der Landesregierung, die Stiftung Klima- und Umweltschutz habe rein gar nichts mit Umwelt und Klima zu tun. Nächstes geplantes Projekt der Landesregierung zur Unterstützung russischer Projekte ist eine gemeinnützige Initiative, um die Direktlieferung von Fassbomben an die syrische Bevölkerung sowie die Versorgung russischer Oppositioneller mit Nowitschok sicherzustellen. Name dieser Stiftung: „Mord Stream 2“.
8. Januar: Facebook und Twitter sperren endgültig die Konten von Donald Trump. Seine nicht weniger als 56 571 Tweets reichen einmal um die ganze Erde und gelten in der Cloud als größte Menge Weltraumschrott aller Zeiten. #LogHimOut
10. Januar: Kim Jong-un lässt sich zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Nordkoreas wählen, nachdem er bereits 2012-16 Erster Sekretär und 2016-21 Vorsitzender war. Seinem Vater Kim Jong II. gefällt das nicht, schließlich wurde er nach seinem Tod bereits zum „ewigen Generalsekretär“ gewählt. – nicht zu verwechseln mit dem „ewigen Präsidenten“, also dessen Vater. Komplizierte Familienverhältnisse! Da kimt man schnell durcheinander.
14. Januar: Ugandas Präsident Yoveri Museveni lässt sich zum fünften Mal wiederwählen. Sein schärfster Konkurrent war im Dezember unter Hausarrest gestellt worden. Friedrich Merz gefällt das! „Es wird sich zeigen, dass bei keiner Wahl seit 1962 so wenig betrogen wurde wie bei dieser“, kommentiert der Präsident, der bereits die Wahlen 1996, 2001, 2006, 2011 und 2016 „gewonnen“ hatte.
15. Januar: Fünf Tage vor dem Ende des vierjährigen Ausnahmezustands in den USA meldet die Waffenlobby NRA Insolvenz an. #beschiesseneLage
16. Januar: Auf dem CDU-Parteitag im Internet treten Laschet, Merz und Röttgen aus Nordrhein-Westfalen gegeneinander an. Das reinste West of! Armin Laschet, der kleinste gemeinsame Zähler, gewinnt. Norbert Röttgen war von einigen Nobbygruppen favorisiert worden – unter anderem von den SPD-Vorsitzenden Norbert, Walter und Borjans. Friedrich Merz scheitert bereits zum zweiten Mal, hat aber schon angekündigt, 2022 und 2024 wieder zu kandidieren, dann gegen Jens Spahn und Philipp Amthor. Letztlich wird nie bewiesen werden, ob es mit Merz an der Parteispitze wirklich so schlimm geworden wäre. #Präventionsparadox
17. Januar: Am deutschen Wesen ist zwar nicht die Welt genesen, aber zumindest Alexei Nawalny. Fünf Monate nach seiner Nowitschok-Vergiftung ist die Gesundung des Oppositionellen in Deutschland abgeschlossen. Er kehrt freiwillig nach Russland zurück, nur um direkt bei der Ankunft verhaftet zu werden. Macht Nowitschok süchtig?
18. Januar: Saudi-Arabien muss wegen der Corona-Krise sparen: 2020 gab es 85 Prozent weniger Hinrichtungen als 2019. Obwohl die saudischen Menschenrechte weder Hand noch Fuß haben, hat sich einiges verbessert: Beispielsweise werden Minderjährige seit 2020 nicht mehr hingerichtet. Bei Kindern reiche es, so der Kronprinz, wenn man sie zur Strafe verheirate.
20. Januar: Der Spuk ist vorbei! Donald Trump steigt in seinen Hubschrauber und fliegt für immer nach Florida in die #Golfschanze. #Amtsentschwebungsverfahren
22. Januar: Es passt zu Annegret Kramp-Karrenbauers längstem Rücktritt der Weltgeschichte (347 Tage lang, seit 10. Februar 2020), dass die Hängepartei auch auf dem CDU-Online-Parteitag formal nicht beendet war. Sechs Tage später bestätigt die Briefwahl das Online-Ergebnis. Für die finale Gültigkeit muss das Wahlergebnis noch im Videotext verkündet und vom Gesundheitsamt per Fax ratifiziert werden, anschließend bringt ein Bote per Hochrad eine Steintafel mit der Ernennungsurkunde in die Zentrale der modernen Regierungspartei.
23. Januar: Bei einer Demonstration gegen die Verhaftung von Alexei Nawalny werden in Moskau 2000 Demonstranten verhaftet. Landesweit sind 40 000 auf der Straße. Präsident Putin spielt die Zahlen herunter. Seine Version: 2000 Leute haben demonstriert, und davon sind 40 000 verhaftet worden.
29. Januar: Ein britischer Zeuge im Wirecard-Untersuchungsausschuss erzählt, wie er der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Informationen whistleblowen wollte. Er scheiterte schlussendlich, weil er am anderen Ende der eigens eingerichteten Whistleblower-Hotline zur Antwort erhielt: „Sorry, I don’t speak English.“ Traurig, das Günther Oettinger jetzt schon im Callcenter jobben muss!
Text: Tilman Lucke