13.03.2020

No. 98

Die Liebe in Zeiten der Corona

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Die Grenzen sind geschlossen, die Regale leer und auch ansonsten ist nichts mehr los – DDR-Wochen in ganz Europa. Auch für den Kabarettbetrieb ist die Lage ernst. Schließlich haben Corona und Kabarett mit der Generation 60+ dieselbe Zielgruppe. Am stärksten gefährdet sind hierbei nach wie vor Männer, also z.B. Alexander Gauland, Donald Trump, Recep Tayyip Erdoğan oder Wladimir Putin. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass sich das Coronavirus mit diesen Herren infizieren möchte. So ein Virus ist ja auch nur ein Mensch. 

Im Alltagsleben der Deutschen ist das Virus mittlerweile leider voll angekommen. Der Satz »Dir werde ich was husten!« gilt ab sofort als Nötigung und kann zur Anzeige gebracht werden. Immer mehr Eltern sagen zu ihren Kindern: »Wenn Du Dir nicht die Hände wäschst, müssen Omi und Opi sterben« und aus Angst vor Ansteckungen verzichten viele Ehepaare schon seit Jahren auf Sex. Apropos: In Supermärkten, Drogerien und sonstigen Geschäften ist alles ausverkauft, was irgendwie vor Ansteckung schützt. Es ist wirklich alles ausverkauft! Außer Kondomen. Für die  Romantik ist also auch in Zeiten von Quarantäne und Hausarrest das Fernsehen zuständig. Auf Netflix läuft daher die berühmte Literaturverfilmung »Die Liebe in Zeiten der Corona«. Von illegalen Streamingdiensten wird allerdings dringend abgeraten, sonst holen Sie sich gleich den nächsten Virus ins Haus. 

Um die Ansteckungsrate zu verlangsamen, werden drastische Maßnahmen ergriffen. Der FC Union spielt in Berlin ohne Fans, James Blunt spielt in Hamburg ohne Fans und Xavier Naidoo spielt generell ohne Fans. Das liegt aber wohl nicht am Coronavirus. Angeblich will der ewig missverstandene Xavier seine Karriere jetzt sogar noch mal von vorne anfangen und Deutschland Richtung Österreich verlassen. Hier gründet er dann »Die Söhne Braunaus«.

Uneinsichtig zeigt sich lediglich Dieter Nuhr, der weiterhin in großen Sälen vor Publikum auftreten möchte. In der Debatte um Greta Thunberg stand er ja schon auf Kriegsfuß mit der Klimawissenschaft. Jetzt also auch noch mit der Virologie. Es ist wohl nur ein schmaler Grad zwischen Komiker und Witzfigur. Dabei fordern anerkannte Virolog*innen doch noch weit drastischere Maßnahmen. Alle unnötigen sozialen Kontakte sollen eingestellt werden. Der CDU-Parteitag findet daher nicht in Berlin statt, sondern auf Facebook. Wer die meisten Likes bekommt, wird Vorsitzender. Dann können auch endlich wieder die russischen Social Bots mitwählen. Sämtliche Mitarbeiter*innen der Müllabfuhr machen ab nächster Woche Home-Office und deutschlandweit sollen darüber hinaus alle Kitas, Schulen und Universitäten zwei Wochen lang geschlossen werden. Zu den Oster-, Sommer- und Winterferien kommen jetzt also die Corona-Ferien hinzu. Wie es sich in Deutschland gehört aber in jedem Bundesland zu unterschiedlichen Zeiten. Besonders tragisch ist die Corona-Epidemie übrigens für den Berliner Großflughafen BER. Aller berechtigter Häme zum Trotz scheint die Odyssee seiner Fertigstellung endlich beendet, 2020 kann er wohl wirklich eröffnen. Also zu einer Zeit, in der niemand mehr fliegen darf oder will. 

Aufgrund dieser ganzen Entwicklungen hat man den Eindruck, mit Corona könnten alle nur verlieren. Aber das stimmt nicht. Neben Schreiber*innen von Jahresrückblicken – die haben sich 2020 nur um ein Thema zu kümmern – ist die Natur der große Gewinner. Durch die Stilllegungen von Fabriken und den eingeschränkten Auto- und Flugverkehr verbessert sich die Luftqualität und in Großstädten wie Madrid, Paris oder Berlin tummelt sich sogar wieder eine längst ausgestorben geglaubte Spezies: Einheimische.Vergesst Fridays For Future, jetzt heißt es Corona For Future! 

 

In diesem Sinne: Waschen Sie sich die Hände und bleiben Sie gesund.

 

 Text: Martin Valenske