Michael Nitzel - 35 Jahre Schauspieler an der DISTEL

Interview mit unserem Kollegen & kleine Bildgalerie (unten)

Im Dezember 2018 feierte unser Schauspieler Michael Nitzel sein 35. DISTEL-Jubiläum.

Er stand in 42 Programmen auf der Bühne und spielte dabei mindestens 240 verschiedene Rollen. Michael Nitzel hat unter unseren langährigen Gästen eine echte Fangemeinde - unter ihnen ist z.B. seine unvergleichliche Marcel-Reich-Ranicki-Parodie noch immer ein Gesprächsthema ...

Michael Nitzel engagierte sich für das 1988 dann doch verbotene Programm „Keine Mündigkeit vorschützen“, ergriff mit anderen Kolleginnen und Kollegen die Initiative, die DISTEL 1990 als Privat-Theater zu gründen und bleibt bis heute sehr aktiv in die Belange des Theaters involviert.

Vor allem aber ist er ein sehr geschätzter & gemochter Kollege - auf & hinter der Bühne und im Team der Administration.

Nach seinem Schauspielstudium arbeitete er zwölf Jahre lang an verschiedenen Bühnen der DDR - bis er im Dezember 1983 an die DISTEL kam.

 

Warum bist du Schauspieler geworden?

Mein Onkel war Schauspieler, deswegen war ich als Kind auch oft hinter der Bühne. Diese Welt hat mich fasziniert. Außerdem hatte ich mit zunehmenden Alter auch das Gefühl, dass es in dieser DDR am Theater einen gewissen Freiraum gab, der über das übliche Maß hinausging.


Wie war der Wechsel vom Sprechtheater zum Kabarett? Musstest du neu lernen? Hattest du etwas vermisst?

Das ist schwer zu beantworten. Es gibt natürlich eine ganze Menge Gemeinsamkeiten. Der Wechsel war ganz unspektakulär. Ich suchte ein neues Engagement, ein Freund hat ein Vorsprechen an der DISTEL organisiert, nicht damit ich dort engagiert werde, sondern damit ich mein Vorsprechprogamm sozusagen vor Publikum üben kann. Über ein Engagement an der Distel hatte ich erst einmal nicht nachgedacht. Das änderte sich schlagartig, als mir nach dem Vorsprechen ein Engagement angeboten wurde. Da dachte ich, mal was ganz anderes, warum nicht.

Ich habe nichts vermisst, weil ich zunächst auch sehr viele Nebenbeschäftigungen hatte, die all die Dinge, die mich interessierten, abdeckten.
Kurz vor der Wende wurden die Programme wesentlich anspruchsvoller und politisch direkter, so dass mir die Arbeit wahnsinnigen Spaß machte.


35 Jahre Kabarett, zwei Systeme  – wie war Kabarett damals, wie heute?

Damals war es leichter, weil alle Leute im Zuschauerraum die gleichen Erfahrungen hatten. Es war ein eingegrenztes System. Alle wussten, was gemeint war, auch wenn Dinge nicht konkret angesprochen wurden.
Heute ist es schwieriger. Die gemeinsamen Erfahrungen gibt es nur noch bedingt.


Welche DISTEL-Programme gefielen dir am besten?

Es gibt so viele Programme, die ich sehr gern gespielt habe und bei denen das Publikum offensichtlich auch großes Vergnügen hatte, dass es mir scher fällt, eine Auswahl zu treffen. Vielleicht nur einige: „Zwischen den Polen“, "Staatsratsvorsitzende küsst man nicht“, „Bombenstimmung“ und „Zwei Zimmer Küche Staat“  - wie gesagt, eine unvollständige Auswahl.


Im Kabarett schlüpft man als Schauspieler oft im 5-Minuten-Takt von der einen Figur in eine ganz andere – wie meistert man den Übergang?

Das ist eben der Beruf. Das geht und macht es spannend.

 

 

 

 

 

 

 

 


Wie ist das Zusammenspiel mit den anderen auf der Kabarett-Bühne – anders als im „regulären“ Theater?

Das Zusammenspiel ist ähnlich wie am Theater. Im Kabarett hat man oftmals etwas mehr Möglichkeiten, vom Text abzuweichen. Das wird gerne gemacht und es gibt in Stücken auch immer wieder Passagen, wo es sich anbietet.


Reagiert das Berliner Publikum anders als das Publikum auf den Tourneen?

Das Publikum reagiert sogar in Berlin jeden Abend anders. Es gibt ein paar regionale Besonderheiten, aber auch die werden manchmal nicht erfüllt.


Was wäre der andere Beruf, den du dir anstelle Schauspielerei vorstellen könntest?

Ich möchte mir keinen anderen Beruf, als den des Schauspielers, vorstellen.


Was machst du  in deiner Freizeit?

Ich reise gerne per Flugzeug, per Boot, per Fahrrad oder mit dem Auto durch die Welt. Lange Zeit meines Lebens ging das nicht und ich habe da einiges nachzuholen.

 

Michael Nitzel spielte in diesen Programmen:

Das ist schon nicht mehr feierlich | Verdrängte Jahre | Wir leisten uns was | Vorwärts zu neuen Folgen | Keine Mündigkeit vorschützen (Nur eine öffentliche Generalprobe, Programm wurde verboten) | Wir sind schon eine Reise wert | Mit dem Kopf durch die Wende | Wir sind das letzte | Diesseits von Gut und Böse | Wir haben uns übernommen | Völker hört das Finale | Wir sind doch nicht betroffen | Im Westen geht die Sonne auf | Rette uns, wer kann | Wir lachen uns tot | Das haben wir nicht verdient | Orpheus auf Eurydike | Man trifft sich | Wir sind ein starkes Stück | Hundertmal probiert | Gartenfest oder Krieg der Zwerge | Wir fassen zusammen | Bombenstimmung | Ende offen | Wenn der Thierse 2x klingelt | Alles für die Katz | Zwischen den Polen | Ein Lied umgeht die Welt | Hotel Heimat | Best of Distel | Shanghai | Findet Köhler | Staatsratsvorsitzende küsst man nicht | Das Schweigen des Lammert | Sechs and the City | Wir treten zurück | Wie geschmiert! | Klare Ansage | Mensch Merkel | Wer früher zockt ist länger reich |  Zwei Zimmer, Küche: Staat! | 2018: Odyssee im Hohlraum | Weltretten für Anfänger (Premiere: 15.3.19)

Darunter sind Inszenierungen -

- in der Regie von:

Peter Ensikat, Edgar Külow, Frank Lüdecke, Martin Maier-Bode, Gisela Oechelhaeuser, Dominik Paetzholdt, Klaus Piontek, Otto Stark, Wolfgang E. Struck – u.a.

- mit Texten von:

Christian Ehring, Peter Ensikat, Horst Evers, Harry Fiebig, Michael Frowin, Dietmar Jacobs, Hans Krause, Edgar Külow, Thomas Lienenlüke, Frank Lüdecke, Martin Maier-Bode, Jens Neutag, Günter Neumann, Hans Rascher, Andreas Rebers, Inge Ristock, Wolfgang SchaIler, Robert Schmiedel, Thilo Seibel, Sören Sieg, Lutz Streibel, Frank Voigtmann – u.a.

- mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie:

Wolfgang Bahro, Hanna Donner, Helmut Hellmann, Gert Kießling, llse Maybrid, Gisela Oechelhaeuser, Karsten Speck, Myriam Stark, Otto Stark, Bastienne Voss – u.a.

- sowie dem heutigen Team von:

Timo Doleys, Edgar Harter, Dagmar Jaeger, Matthias Felix Lauschus, Caroline Lux, Stefan Martin Müller, Rüdiger Rudolph, Sebastian Wirnitzer.