08.02.2019
No. 42
Trumps Ansprache zur Lüge der Nation
#FakeAmericaGreatAgain
Es sind mal wieder Trump-Festspiele: Der US-Präsident feiert Skalpzeit, äh, Halbzeit im Weißen Haus, bald steht die Verfilmung des zweiten Teils von „Kim Knopf und Donald der Alternativführer“ an, und ein neuer Shutdown ist auch wieder in Sicht. Weitere Wahnsinns-Neuigkeiten aus dem Land der beschränkten Unmöglichkeiten.
Autor: TILMAN LUCKE
Mit einwöchiger Verspätung konnte US-Präsident Donald Trump Anfang Februar seine berüchtigte Ansprache zur Lüge der Nation – englisch „Hate of the Union“ – halten. Mit 82 Minuten war sie die drittlängste Rede eines US-Präsidenten vor dem Kongress. Kein Wunder, die Liste von Trumps Heldentaten wird ja immer länger. Und nach zwei Jahren ist erst ein Viertel seiner Amtszeit vorbei.
In den ersten zwei Jahren war Trumps Kabinett lediglich für insgesamt vier Monate vollzählig. Die Mitarbeiter, die noch nicht vor Gericht stehen, werden entlassen, weil sie – wie FBI-Chef Comey – ihre Arbeit gemacht haben. Würde Trump jeden entlassen, der seine Arbeit macht, könnte zumindest sein Kabinett ganz normal im Amt bleiben. Bei den meisten Ministern fällt gar nicht auf, dass sie bereits vor Monaten durch eine Vakanz vollständig ersetzt wurden. Verloren hat Trump bisher beispielsweise Außenminister Rex Tillerson (durch den sogenannten „Rexit“), Regierungsversprecher Sean Spicer sowie Verteidigungsminister Mattis (der früher beim Militär „Mad Dog“ genannt wurde und bezeichnenderweise in Trumps Kabinett als gemäßigt galt.
Während des Rekord-Shutdowns im Dezember und Januar war Trump auch offiziell handlungsunfähig. Der ständige Geldmangel der Regierung ist kein Wunder, wenn sogar der Vizepräsident nach Kleingeld benannt ist: Pence. Nebenbei gefragt: Wozu braucht Trump überhaupt Geld vom US-Kongress für seine Mauer, wenn doch sowieso Mexiko dafür bezahlen soll? Wir sind gespannt, ob sich die Betonköpfe im Kongress doch noch durchsetzen können oder ob sie zum zweiten Mal gegen dieselbe Wand rennen werden.
Böse Zungen behaupten, gegen Trump helfe kein Shutdown, sondern eher ein Shootdown. Irgendwie muss sich doch Trumps Unterstützung der Waffenlobby fürs Allgemeinwohl auszahlen. Und wo im Geschichtsbuch steht geschrieben, dass immer nur die vernünftigen Präsidenten erschossen werden dürfen?
Derweil wartet die Welt auf Trumps nächstes Rendezvous mit dem fleischgewordenen Dickenwitz Kim Jong-un. Abseits aller Gemeinsamkeiten ist der wichtigste Unterschied: Trump feuert seine Mitarbeiter, Kim feuert auf seine Mitarbeiter. Das Erkennungszeichen der beiden Verliebten ist wie schon beim ersten Date der rote Knopf. Möglicherweise ist aber der Frieden näher als gedacht: In Vietnam, dem Gastgeberland des Stelldicheins, kann Trump hautnah bewundern, was eine auf Fake News beruhende amerikanische Außenpolitik anrichten kann. Wollen wir hoffen, dass er in Vietnam nicht aus Versehen auf die Nennung seines Decknamens beim russischen Geheimdienst reagiert: „Agent Orange“. (Sonst käme es, frei nach Trapattoni, zum Eklat: „Was entlaube Truuump?“)
Leider wird Europa im Oktober seinen wichtigsten Trump-Gegner verlieren, wenn EU-Kommissar Günther Oettinger aus seinem Amt scheidet. Der Angelschwabe hatte kurz nach Trumps Amtsantritt unter dem Slogan „America first“ in bestem Schwenglisch geantwortet: „America first is that’s Europe maximal second. Oder third.“ Wobei es von uns Europäern ziemlich unfair war, Oettinger auf Donald Trump loszulassen: Oettinger spricht besseres Englisch.
Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night", "Zwei Päpste für ein Halleluja" und in seinem Soloprogramm "Verdummungsverbot".