Interview mit ONKeL fISCH
Das Autorenduo von "Im Hinterzimmer der Macht" im Gespräch
ONKeL fISCH, das sind Adrian Engels und Markus Riedinger. Als "Action-Kabarettisten" kennt man sie von den Bühnen der Republik genauso wie aus Radio und Fernsehen (WDR, SWR, NDR, MDR, RTL, EinsLive u.a.).
Für die DISTEL haben sie an den Erfolgsstücken "Der Zweck heiligt den Abend" (2015), "Wohin mit Mutti" (2016) und "Deutschland in den Wechseljahren" (2021) mitgeschrieben. "Im Hinterzimmer der Macht" ist nun ihr erstes vollständiges DISTEL-Programm. Grund genug, Ihnen ein paar Fragen zu stellen…
Mit "Im Hinterzimmer der Macht" nehmt ihr uns mit in die Untiefen des Bundestags. Warum habt ihr genau so ein Programm jetzt geschrieben?
Adrian: Gerade während der Corona-Pandemie stieg das allgemeine Empörungsbarometer auf ungeahnte Sturmhöhen. Vor allem gegenüber Politikern. „Wir haben da und davon zu wenig!“ „Wir haben da und davon zu viel!“ „Wir wissen gar nicht ob wir davon überhaupt etwas brauchen, aber die da in der Regierung machen alles falsch!“
Markus: Man kam sich vor wie auf dem Fußballplatz. Klar, Dampfablassen von der Seitenlinie ist auch schön, kann man mal machen. Gerade als Kabarettist macht das auch durchaus Spaß. Allerdings: Motzen schießt keine Tore.
Adrian: Das wurde dann irgendwann sehr unterkomplex. „Man müsste doch einfach…“, „Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand sieht doch jeder…“, so Sätze, die den politischen Prozess mal „einfach“ ignorieren. Der ganze Apparat aus Regierung, Verwaltung, Gesetzgebung, Parlament und Interessengruppen ist unübersichtlich, ist nervig. Aber er ist halt da.
Markus: Und, ganz ehrlich, wir finden ihn besser als Alleinunterhalter wie Kim Yong Un.
Wie sieht euer Schreibprozess aus?
Markus: Zuerst war da das Thema. Die Idee war mal Mäuschen spielen im „Hinterzimmer der Macht“, da wo die „wahren“ Entscheidungen auf dem kurzen Dienstweg getroffen werden. Und dann fielen die Bilder wie Dominosteinchen und wir hatten ruckzuck eine seeeeehr lange Liste an kurzen Szenen, lustigen Charakteren, Songs und verrückten Einfällen. Davon hat es dann knapp die Hälfte ins Programm geschafft.
Adrian: Der eigentliche Prozess ist ein gemeinsames Klipp-Klapp aus Improvisieren, sich gegenseitig hoch steigern und Erfahrung. Wir schreiben mittlerweile seit fast 30 Jahren zusammen. Aber am Ende gilt für uns immer nur, dass wir es lustig finden. Auch bei wiederholtem Lesen.
Was unterscheidet das Schreiben von einem Ensembleprogramm zum Schreiben eurer eigenen Duo-Programme? Was hat euch daran gereizt?
Markus: Zuerst einmal ist eine Person mehr auf der Bühne als bei uns. Und dann habt ihr auch noch ne Live-Band. Das macht uns nicht nur neidisch, sondern auch Spaß. Einfach, weil sich dadurch ganz andere Möglichkeiten ergeben – Dreier-Dialoge, schnelle Umzüge und ausgefuchstere Chroeographien.
Adrian: Und toll ist natürlich, dass wir zur Abwechslung mal das, was wir schreiben, nicht alles selber lernen müssen. (lachen)
Ihr nennt das Programm eine "schwindelige Bundestag-Revue". Was meint ihr damit?
Adrian: Wir wollten dem Wahnsinn des Politik-Betriebes gerecht werden. Ein Panoptikum, ein Potpourri, ein sich ständig bewegendes Kaleidoskop, irgendwo zwischen "Muppet-Show", grotesker Commedia dell’Arte, "Moulin Rouge" und großer Samstagabendunterhaltung. Eben genau wie der Bundestag.
Markus: Kabarett im kurzweiligen Show-Gewand: Ein Abend mit laufendem Bewegungskonzept, die ganze Zeit von links nach rechts, mit kurzen Nummern, satirischen Running Gags, bösen Songs und fraktionsübergreifenden Tanzeinlagen. Ein großer Bogen aus kleinen Elementen, die sich im Laufe des Abends zu einem politsatirisch-gesellschaftlichen Gesamtgemälde verdichten.
Und wie ist es geworden?
Adrian: Also wir haben auch beim vierten Lesen noch gelacht.