17.10.2019

No. 74

Das ABC der "Grünen"

Teil 3: Q bis Z

Wie Waltraud Schoppe im Bundestag zum ersten Mal das Wort Sexismus sagte und falsch verstanden wurde, warum die Grünen am besten ohne Forderung in den Wahlkampf ziehen und an welchen Wochentagen die Grüne Jugend eine bildungsferne Schicht ist. Teil 3 des großen Distel-Alphabets der Grünen!

 

Autor: Tilman Lucke

 

 

Q – wie Quälen: Während diese Tätigkeit bei Tieren äußerst unerwünscht ist, werben die Grünen gelegentlich damit, eigenes Spitzenpersonal zu quälen: 2002 lautete der (erfolgreiche) Wahlslogan der Kreuzberger Grünen: „Ströbele wählen heißt Fischer quälen“. Der Spruch wirkte: Christian Ströbele landete viermal nacheinander mit Direktmandat im Bundestag. Den Ex-Außenminister quält inzwischen weder Ströbele noch sein eigenes Gewissen: Er hat den →Beruf gewechselt.

R – wie Realos: heute quasi der einzige Parteiflügel. Früher waren die „Fundis“ (Fundamentalisten, zum Beispiel →DJ Dosenpfand) stets eine starke Minderheit. Wo sind all die Fundis hin? Im Fundibüro?

S – wie Schoppe, Waltraud: Unvergessen ist die Rede der Grünen-Abgeordneten Schoppe kurz nach ihrem Einzug in den Bundestag am 5. Mai 1983, in der sie den großteils männlichen Abgeordneten ihren „alltäglichen Sexismus“ vorhielt und von „lustvollen Formen des Liebesspiels“ sprach, woraufhin die Machos von Union und FDP lediglich hämisch grölen konnten. Der Orgasmus der Frau war noch nicht mehrheitsfähig. Paul Hoffacker (CDU) verstand sogar das Wort Sexismus miss und bemerkte unschuldig: „Wir machen doch hier keinen Sexualverkehr im Plenum!“ – Eine Sternstunde des Parlamentarismus.

T – wie Thunberg, Greta: Wer sagt denn, dass die Grünen sich nicht für bildungsferne Schichten interessieren? Zumindest freitags sind die jungen Grünen-Anhänger sehr bildungsfern. Die Schutzheilige des Klimas und ihre Forderung, alte Zöpfe abzuschneiden – bis auf die eigenen – darf in keiner Grünen-Rede fehlen. Bald kehrt sogar der Wahlwerbespruch zurück, der die Partei 1990 aus dem Bundestag fliegen ließ: „Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter.“

U – wie Umfragen: Potenzielle Grünen-Wähler gelten als die faulsten: Auch wenn Forsa die Grünen bereits 2011 bei 28 Prozent sah – nach wie vor das Allzeithoch in Umfragen – landete die Partei bei der folgenden Bundestagswahl nur bei 8,4 Prozent.

V – wie Veggie Day: Wahlkampfschlager aus dem Jahr 2013. Es folgte ein ziemlich fleischloses Bundestagswahlergebnis. Ähnlich lief es bereits 1998 mit dem Parteitagsbeschluss „Fünf Mark pro Liter Benzin“. Besser schneidet die Partei ab, wenn sie auf Forderungen verzichtet.

W – wie Widerspruchslösung: Opposition heißt Widerspruch – allerdings könnte man in den seltenen Fällen, wenn ein Bundesminister einen rundum vernünftigen Vorschlag macht, einfach mal die Klappe halten. Nicht so die Grünen, etwa bei der Reform der Organspende. Jeder wird automatisch Spender, außer man widerspricht, dann kriegt man seine Organe wieder zurück. Prompt kam Widerspruch von Annalena Baerbock: Die Widerspruchslösung wäre Zwang! Wie wäre es mit folgendem Kompromiss: Spenderorgane werden nur noch denen zugewiesen, auf deren Organspendeausweis auch die entsprechende Spendebereitschaft vermerkt ist, während Frau Baerbock und andere sich hinten anstellen und darauf warten, dass ein Organ von selbst vom Baum fällt? Statistisch noch unwahrscheinlicher ist es, dass Jens Spahn auch noch eine zweite gute Idee hat – doch die allgemeine Impfpflicht ist ebenfalls eine. Wieder erinnerten sich Grüne sofort an ihre Schimpfpflicht: „Impfpflicht? Pfff! Da laufen uns ja die Eso-Wähler davon!“ Ein kleiner Trost für alle Anti-Impf-Eltern: Sie müssen nur die Kinder impfen lassen, die sie behalten wollen.

X – wie XX-Chromosomen: Frauen haben die Hälfte der Macht in der Partei, unter anderem ist bereits seit 1980 mindestens eine von zwei (bis 1991 drei) Vorsitzenden weiblich. Die Doppelspitze war allerdings vor Baerbock/Habeck wegen der schlechten Zusammenarbeit stets ein Erfolgshemmnis gewesen. Ähnlich mies läuft dieses Führungskonzept bei der Linkspartei. Kein Wunder, dass die SPD nun als einzige grüne Idee ausgerechnet die Doppelspitze plagiiert. Viel Erfolg!

Y – wie Yoga: sich in den nächsten Sondierungsverhandlungen zwischen CDU, CSU und FDP so strecken und verbiegen, dass es zum Regieren reicht.

Z – wie Zwischenruf: Der legendärste Zwischenruf in der Geschichte des Bundestages ereignete sich am 18. Oktober 1984: Nachdem Bundestagsvizepräsident Richard Stücklen (CSU) den Grünen Jürgen Reents von der Sitzung ausgeschlossen hatte, weil dieser behauptet hatte, Kohl hätte sich den Weg an die Regierungsspitze mit Parteispenden erkauft, rief Reents’ Fraktionskollege Joschka Fischer: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ Der Zwischenruf war so unerhört, dass er nicht einmal im Protokoll vermerkt wurde. 15 Jahre später las Außenminister Fischer auf dem Bielefelder →Parteitag zum Thema Kosovokrieg eine ähnlich wahre Kritik: „Mit Verlaub, Herr Minister, Sie sind ein Arschloch.“

 

 


Tilman Lucke ist zu sehen in: "frisch gepresst. Politcomedy-Late-Night" und in seinen Soloprogrammen  "Verdummungsverbot" und "Lucking zurück".