06.01.2020

No. 84

Gute Vorsätze

#2020 #Silvester #Neuesjahr #gutevorsätze #neuesjahrneuesglück

Mehr Rauchen, endlich mit dem Sport aufhören, dem Alkohol öfter sagen, wie sehr man ihn liebt, seiner Partnerschaft entsagen, öfter seine überzähligen Pfunden treffen und ein paar Freunde verlieren. Alles über Vorsätze in der neuen Kolumne.

Autor: Martin Valenske 

 

 

Im Islam gibt es im unmittelbaren Anschluss an den Fastenmonat Ramadan das »Fest des Fastenbrechens«, ab dem endlich wieder nach Herzenslust genascht und gefuttert werden darf. In Deutschland gibt es ein vergleichbares Fest auch für Nicht-Muslime. Es heißt »Vorsätze-Brechen« und schließt sich unmittelbar an die Silvesternacht an. Im Laufe der nächsten Stunden oder Tage werden bis allerspätestens Mitte Januar sämtliche Vorsätze für das neue Jahr gebrochen. Damit das »Vorsätze-Brechen« frustfrei und auf Anhieb gelingt, sollte man sich möglichst viele, möglichst hochgesteckte und möglichst unrealistische Vorsätze überlegen: Joggen kann jeder. Laufen Sie Marathon!

 

Mitunter kann es jedoch vorkommen, dass Menschen mit ihren vielen Vorsätzen durcheinander kommen: Mehr Rauchen, endlich mit dem Sport aufhören, dem Alkohol öfter sagen, wie sehr man ihn liebt, seiner Partnerschaft entsagen, sich häufiger mit seinen überzähligen Pfunden treffen und ein paar Freunde verlieren. Dergestalt ließen sich die Vorsätze natürlich einhalten, aber das will man ja nun auch nicht. Einige Miesepeter verzichten daher auf gute Vorsätze, insbesondere Juristen und Juristinnen. Denn die wissen: Wer mit Vorsatz handelt, wird später härter bestraft.

 

Besonders schön wird das Brechen der Vorsätze natürlich erst, wenn man es sich etwas kosten lässt. Hierbei werden wir glücklicherweise tatkräftig von Industrie und Handel unterstützt. So ist es mittlerweile gute Tradition, dass Aldi, Tchibo, Rossman und Co. Anfang des Jahres alle nur erdenklichen Sportgeräte feilbieten. Hanteln, Rudermaschinen, Therabänder in den Stärken Hänfling bis Herkules und selbstredend auch die passende Funktionskleidung. (Funktionskleidung ist übrigens das Gegenteil von Primark-Kleidung, die bekanntlich keinerlei Funktion hat.) Sehr gut verkauft sich auch sämtliches Zubehör für Yoga: Yoga-Matten, Yoga-Kissen, Yoga-Blöcke, Yoga-Taschen und Yoga-Kleidung. In Großstädten gibt es das alles auch in der veganen Spezialversion für laktosefreies Schwangerschaftsyoga. Es ist wirklich der Wahnsinn, wie viel Zubehör man für eine Sportart verkaufen kann, für die man eigentlich nur seinen Körper braucht. Die einzigen Sportgeräte, die einem wirklich beim Durchstehen der Vorsätze helfen könnten, sind  übrigens elektrische Bauchmuskeltrainer. Aber auch nur, wenn sie einem stündlich mittels schmerzhafter Stromstöße an das vergessene Training erinnern.

 

Als hohe Kunst des »Vorsätze-Brechens« gilt es, möglichst viel von diesem Krempel zu kaufen und ihn möglichst schnell und unausgepackt (!) im Keller verschwinden zu lassen. Das hat zwei Vorteile. Im Folgejahr können Sie den Folge-Vorsatz aufstellen, endlich mal wieder auszumisten. Und Ihr Partner/Ihre Partnerin kann Sie zum nächsten Weihnachtsfest mit der Aufräumbibel von Marie Kondo beglücken. Eine Win-Win-Situation.

 

Zum Schluß noch ein Profi-Tipp. Wenn Sie alle Vorsätze gebrochen haben, schmeißen Sie sie bitte nicht weg! Heben Sie die unbedingt auf. Vorsätze sind schließlich wie die Burger von McDonalds. Sie werden nicht schlecht und sind nächstes Jahr noch genau so gut. In diesem Sinne: Frohes Neues!

 


Martin Valenske ist zu sehen in: "Ruwe & Valenske: Unfreiwillig komisch" und  "Ruwe & Valenske: Wir haben genug".